Druck aus der Politik
ZKB muss beim Boni-System über die Bücher

Die Zürcher Kantonalbank gilt ähnlich wie die ehemalige CS und die UBS als systemrelevant. Im Zuge der CS-Rettung geriet deshalb auch sie ins Visier der Politik. Nun verspricht die Staatsbank Anpassungen.
Publiziert: 18.07.2023 um 15:28 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2023 um 15:51 Uhr
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Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS führte schweizweit zu Diskussionen über die Bankenregulierung.
Foto: Bloomberg via Getty Images
Dominique Schlund

Der Zusammenbruch der einstigen Vorzeigebank Credit Suisse schlug im Frühling hohe Wellen. Diese schwappten weit über den Paradeplatz hinaus. Landesweit wurden erneut Forderungen nach einer strengeren Regulierung von systemrelevanten Banken laut.

Eine solche Bank ist auch die Zürcher Kantonalbank (ZKB) als grösste Kantonalbank der Schweiz. Bei ihr scheint nun der Druck aus Gesellschaft und Politik laut «Tages-Anzeiger» zu ersten Veränderungen zu führen.

«Lohnexzessen» und «Raub am Volksvermögen»

Die teilweise schwindelerregend Boni der Kaderleute bei der ZKB führten dazu, dass die Bank ins Visier des Zürcher Kantonsrates geriet.

Im Parlament war die Rede von «Lohnexzessen» und «Raub am Volksvermögen». Es stand sogar eine Deckelung des CEO-Gehalts von Urs Baumann (55) im Raum. Dieses konnte die Bank zwar abwenden, doch der Kantonsrat machte unmissverständlich klar, dass man die exzessive Boni-Kultur nicht weiter tolerieren werde.

349 Millionen Boni

Im letzten Jahr erhöhte die ZKB die Gesamtsumme für sogenannte variable Vergütungen erneut um 54 auf insgesamt 349 Millionen Franken. Dies dank eines Rekordgewinns von über einer Milliarde.

Diese «Gewinnbeteiligungen», wie die ZKB es nennt, kamen insgesamt 5000 Mitarbeitern zugute. Dies entspricht einem durchschnittlichen Bonus von 70'000 Franken pro Angestelltem. Damit beträgt der variable Anteil der Gesamtvergütung satte 38 Prozent. Zu viel, findet die Politik.

ZKB muss bei Boni über die Bücher

Weil die ZKB vollständig im Besitz des Kantons Zürichs sei, müsse sich der Bankrat solch unangenehmen Fragen durch die Politik stellen lassen, meint Mario Senn (39), Kantonsrat für die FDP. Nun hat die ZKB schriftlich auf acht Fragen aus dem Parlament geantwortet.

In seiner Antwort verteidigt der Bankrat der ZKB die «konservative Lohnpolitik» seines Instituts. Man habe eine im Branchendurchschnitt liegende Gesamtvergütung. Dabei seien jedoch die Fixlöhne eher tief – was durch hohe variable Vergütungen ausgeglichen werde.

Doch das soll sich jetzt ändern. Obwohl Bankratspräsident Jörg Müller-Ganz (62) nicht auf alle Fragen im Detail eingeht, verspricht er, bei den Boni über die Bücher zu gehen. Derzeit laufe eine Überprüfung des Vergütungsmodells durch externe Experten.

Mario Senn ist mit den Antworten der ZKB nur mässig zufrieden. Er begrüsst jedoch allfällige Anpassungen der Boni-Strukturen. (shq)


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