Die SP und ihr Zürcher Ständerat reden nicht miteinander
Eiszeit zwischen Jositsch und seiner Partei

Zweimal zog sich der Zürcher Daniel Jositsch bei den Bundesratswahlen nicht von sich aus zurück. Die Enttäuschung über das Verhalten ihres Ständerats ist gross in der SP. Zusammengerauft hat man sich bislang nicht. Keine Seite geht auf die andere zu.
Publiziert: 16.01.2024 um 08:16 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2024 um 09:09 Uhr
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Schweigen zwischen Daniel Jositsch und der SP wegen seines Verhaltens bei den Bundesratswahlen.
Foto: Screenshot SRF

Es gibt eine Art Stillhalteabkommen zwischen der SP und ihrem Zürcher Ständerat Daniel Jositsch (58). Keine der beiden Seiten hat momentan ein Interesse daran, den Streit eskalieren zu lassen. Aber irgendwie können die Fraktion und der Parlamentarier gerade nicht so richtig miteinander. Man geht sich aus dem Weg.

Vor einem Jahr habe man sich ja auch irgendwie zusammengerauft, heisst es aus der Fraktion. Damals hatte sich der Zürcher nicht davon abbringen lassen, für die Nachfolge der abtretenden Bundesrätin Simonetta Sommaruga (63) zu kandidieren, obwohl die SP-Spitze auf einer Nachfolgerin bestand.

Persona non grata

Doch dass der Zürcher sich zwischen den Wahlgängen nicht aus dem Rennen genommen hatte, machte ihn für die Bundesratswahlen von letztem Dezember dennoch zur Persona non grata. Für die überwiegende Mehrheit der SP-Fraktion war klar, dass Jositsch für die Nachfolge von Bundesrat Alain Berset (51) nicht erwünscht war. Dass er nicht aufs Ticket kam, erstaunte in Bundesbern deshalb nicht.

Der Partei kam es gelegen, dass rasch auf die Bundesratswahlen Mitte Dezember die Weihnachtsferien folgten, die die Politiker hüben wie drüben bis in die zweite Januarwoche ausdehnten. Im Winterschnee konnten sich die erhitzten Gemüter der Genossen abkühlen.

Man bleibt zusammen ...

Aus der Fraktionsspitze wird klar, sie erwartet, dass Jositsch mit ihr das Gespräch sucht. Anders scheint dies der Ständerat zu sehen. «Ich hatte seit dem 13. Dezember mit niemandem Kontakt in der Fraktions- und der Parteileitung», erklärt Jositsch auf Anfrage von CH Media.

Co-Fraktionschefin Samira Marti (29) lässt sich laut dem Artikel derzeit wie folgt zitieren: «Daniel Jositsch ist und bleibt Mitglied der SP-Fraktion, und wir arbeiten nach wie vor gut zusammen, unter anderem in migrationspolitischen Fragen.» Und der Zürcher Ständerat wiederum: «Ich bin Mitglied der SP und sehe momentan keine Veranlassung, daran etwas zu ändern.»

... weil es praktisch ist

Innige Liebe ist das längst nicht mehr. Aber offenbar sind die Differenzen auch nicht derart gross, dass es zu einer Trennung kommt. Und es mag sein, dass wenn es wärmer wird, ein zweiter Frühling möglich wird – obwohl, es wäre schon der dritte. Nach der Sommaruga-Nachfolge war man sich auch wieder näher gekommen.

Manchmal ist es ja auch einfach praktisch, zusammenzubleiben, egal ob man sich noch viel zu sagen hat oder nicht. (pt)

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