Jetzt ist es definitiv: CVP-Bundesrätin Doris Leuthard (55) tritt gemeinsam mit Johann Schneider-Ammann (66) per Ende 2018 zurück. Damit geraten nun ihre möglichen Nachfolger in den Fokus. Ein entscheidender Faktor dürfte die regionale Herkunft sein, pochen doch die Ost- und Zentralschweiz besonders lautstark auf einen Bundesratssitz.
Die Top-Favoriten
Das sind die drei Top-Favoriten:
Viola Amherd (56): Die Oberwalliser CVP-Nationalrätin hat gute Chancen, es auf das CVP-Ticket zu schaffen, wenn sie überhaupt kandidieren will. Die Vize-Fraktionschefin ist seit 2005 Nationalrätin. Bekanntheit erlangte sie durch ihre parlamentarischen Vorstösse im Nationalrat zum Thema Jugendgewalt. Sie gehört eher zum linken Flügel der CVP. Ein Nachteil ist ihre regionale Herkunft: Das Wallis hat im Moment eigentlich keinen Anspruch auf einen Bundesratssitz.
Erich Ettlin (56): Der Obwaldner Ständerat kann sich bei Konrad Graber (60) bedanken: Seit nämlich sein Luzerner Kollege und Langzeit-Bundesratspapabile Ende August seinen Rücktritt aus der Politik per Ende 2019 bekannt gab, ist er der Zentralschweizer Top-Favorit. Ettlin ist Betriebsökonom und Steuerexperte und hat sich seit seiner Wahl 2015 vor allem als Gesundheits- und Finanzpolitiker profiliert. Ettlin gilt eher als stiller Schaffer – aber gerade das prädestiniert ihn besonders, weil in der Schweiz oft nicht gewählt wird, wer den Kopf am höchsten trägt.
Peter Hegglin (57): Der Zuger Ständerat stand als Präsident der kantonalen Finanzdirektoren in den vergangenen Jahren bei wichtigen Volksabstimmungen im nationalen Rampenlicht, etwa bei der Unternehmenssteuerreform III. Doch der Politiker, der 2015 ins Stöckli übertrat, kann sich als gelernter Meisterlandwirt auch der im Parlament gewichtigen Bauernlobby sicher sein. Hegglin ist aktuell Verbandspräsident der Milchbauern und war mehrere Jahre Vizepräsident des Schweizerischen Bauernverbandes.
Das Mittelfeld
Im Mittelfeld tummeln sich weitere mögliche Anwärter, die mit einem guten Spurt doch noch zum Goalgetter werden könnten:
Pirmin Bischof (59): Dem Solothurner CVP-Ständerat werden schon lange Ambitionen auf das Bundesratsamt nachgesagt. 2007 wurde er in den Nationalrat gewählt. 2011 jagte er der FDP den Ständeratssitz ab. Profiliert hat er sich insbesondere mit Wirtschaftsthemen. Er war bereits als Fraktionschef im Gespräch, verzichtete dann aber. Auch bei ihm ist die regionale Herkunft ein Nachteil.
Brigitte Häberli (60): Die Thurgauer CVP-Ständerätin vereint als Frau und Ostschweizerin zwei Bonus-Faktoren auf sich. 2003 wurde sie in den Nationalrat gewählt, 2011 wechselte sie in den Ständerat.
Daniel Fässler (58): Aus der richtigen Gegend käme der Innerrhoder Landammann und Nationalrat Daniel Fässler. Er ist seit 2011 Nationalrat und gehört eher zum rechten Flügel der CVP. Er betont aber, er wolle nicht Bundesrat werden.
Benedikt Würth (50): Der St. Galler Regierungsrat wäre ebenfalls ein möglicher Kandidat aus der Ostschweiz. Die Gegner von FDP-Frau Karin Keller-Sutter (54) könnten auf ihn setzen, um sie zu verhindern. Der CVP-Sitz wird nämlich zuerst besetzt. Sein Nachteil: Regierungsräte haben es in Bundesbern erfahrungsgemäss schwer, die Wahl in die Landesregierung zu schaffen.
Die Aussenseiter
Dahinter werden allerlei weitere Namen herumgeboten, die ihr Interesse anmelden oder am Wahltag selbst noch kurzfristig ins Spiel gebracht werden könnten. Zum Beispiel:
Walter Thurnherr (55): Der CVP-Bundeskanzler gilt als enger Vertrauter von Doris Leuthard. Bei den Bundespolitikern ist der humorvolle Aargauer weitherum beliebt. Er selbst wird kaum seine Kandidatur anmelden. Es würde aber nicht überraschen, wenn er im ersten Wahlgang ein paar Dutzend Stimmen machen würde.
Gerhard Pfister (55): Der blitzgescheite CVP-Chef würde nur allzu gerne Bundesrat werden. Allerdings hat er sich selbst aus dem Rennen genommen und versprochen, die Partei in die Wahlen zu führen. Das hat er auch diese Woche nochmals betont. Kein Wunder, hat er immer wieder die Hoffnung ausgedrückt, dass Leuthard bis 2019 bleibe. Dann wäre das Feld wieder offen für ihn gewesen. Eine Kandidatur zum jetzigen Zeitpunkt würde nicht nur seiner Partei, sondern auch seiner Glaubwürdigkeit schaden.
Martin Candinas (38): Der Bündner CVP-Nationalrat gilt als umgänglich und bodenständig. Als Vertreter einer Randregion macht er sich als eigentlicher Bergler-Lobbyist einen Namen. Doch er gilt einigen für eine Wahl als zu jung und zu wenig führungserfahren. Seine Zeit dürfte später kommen.
Andrea Gmür-Schönenberger (54): Die Luzerner CVP-Nationalrätin könnte zum Thema werden, wenn die CVP mit einer oder zwei Frauen antreten will und andere Parteikolleginnen absagen. Gewählt wurde sie 2015. Ihr Vater Jakob Schönenberger war St. Galler Ständerat. Von der regionalen Herkunft her hätte sie damit schon fast einen doppelten Bonus.
Stefan Engler (58): Der Bündner CVP-Ständerat wurde lange als möglicher Geheimfavorit gehandelt. Doch wegen seiner früheren Tätigkeit als Bündner Baudirektor und seiner Rolle im Baukartell-Skandal ist sein Stern gesunken.