Das Diesel-Urteil in Deutschland ist da. Damit wird ein Albtraum für Millionen Diesel-Besitzer wahr. Deutsche Städte dürfen die Zufahrt untersagen oder Strassen sperren, wenn die Grenzwerte von Stickoxid (NOx) in der Luft überschritten werden.
Betroffen sind ältere Diesel-Fahrzeuge (Euro-4-Norm und davor) sofort. Für Diesel der Klasse Euro 5 und jüngeren Datums ist eine Übergangsfrist bis Spätsommer 2019 vorgesehen.
Wahrscheinlich, dass nur Fahrzeuge mit EU-Abgasnorm Euro 6d in gesperrte Städte fahren dürfen. Dazu könnte eine neue, blaue Öko-Plakette geschaffen werden. Umweltorganisationen schlagen vor, diese allen Dieselfahrzeugen mit der Abgasnorm Euro 6 aufzukleben.
«Diesel-Fahrzeugen könnte die Einfahrt in 70 deutsche Städte verwehrt werden, in denen die von der EU gesetzten Grenzwerte regelmässig überschritten werden», meldet die Wirtschaftsangentur Reuters.
Hamburg führt im April auf zwei besonders belasteten Strassenabschnitten Fahrverbote ein. In Städten Baden-Württembergs könnte es für ältere Diesel (bis Euro-4-Norm) ab Ende 2018 zu Aussperrungen kommen.
Für ausländische Diesel-Fahrer wird keine Ausnahme gemacht: «Ein Schweizer, der während des Fahrverbots nach München will, muss sich an die Regulierungen halten. Ansonsten könnte er verwarnt oder bestraft werden», sagt Auto-Papst Ferdinand Dudenhöffer (66) von der Universität Duisburg-Essen.
Schweizer Politiker wollen Massnahmen
Was ist mit der Schweiz? «Es ist EU-Gesetz, das die Schweizer anwenden können oder nicht», sagt Dudenhöffer. Es komme auf die Schadstoffgrenzen an, die je Land festgelegt wurden: «Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Schweizer Politiker ähnlich reagieren wie bei uns.»
Tatsächlich: SP-Nationalrätin Evi Allemann (39), Präsidentin des Verkehrsclubs der Schweiz (VCS), fordert, dass nur noch Neuwagen mit der Abgasnorm Euro 6d-Temp verkauft werden dürfen. «Diese Norm beinhaltet strengere Tests, die es den Herstellern erschweren, bei der Abgasmessung zu betrügen.» Alle anderen Diesel müssten nachgerüstet werden, so die Bernerin.
Noch weiter gehen die Grünen: Der Zürcher Nationalrat Bastien Girod (37) fordert Umweltzonen, in denen Dieselautos temporär nicht fahren dürfen.
Fahrverbote sind für GLP-Chef Jürg Grossen (48) der falsche Weg. Es brauche Anreize, um umweltfreundlichere Autos zu fahren. Und der Bundesrat müsse die CO2-Ziele verschärfen. «Ende 2017 hat er leider das Gegenteil gemacht: Er hat die Werte für die importierten Fahrzeuge hinter jene der EU zurückgesetzt. Ein Armutszeugnis.»