Denkfabrik Avenir Suisse hinterfragt geltende Regeln
Schon über 250'000 Leute in Quarantäne

Die Denkfabrik Avenir Suisse stellt die Qurantäneregeln in Frage. Laut ihr mussten bis jetzt schon über eine Viertelmillion Leute zehn Tage lang zu Hause sitzen. Die allermeisten waren nicht infiziert.
Publiziert: 21.10.2020 um 10:04 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2020 um 16:44 Uhr
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Avenir Suisse unter der Leitung von Peter Grünenfelder (Bild) hat sich dem Thema Quarantäne angenommen.
Foto: Philippe Rossier

Über eine Viertelmillion Menschen musste sich bereits in Corona-Quarantäne begeben. Auf diese hohe Zahl kommt die Denkfabrik Avenir Suisse. Zwar haben Bund und Kantone – wie so oft in dieser Krise – keine ausführlichen Zahlen, doch mit Angaben des Bundesamts für Gesunheit (BAG) und Daten von Kantonen kommt Avenir Suisse zu diesem Schluss.

Laut BAG-Angaben wurden in den letzten vier Monaten etwa 200'000 Menschen in Quarantäne gesetzt. Für die Monate zuvor hat das Amt keine Angaben. Gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz hat Avenir Suisse die Daten deshalb bei den Kantonen angefordert. 16 Kantone hätten Informationen geliefert, schreibt die Denkfabrik in einer Medienmitteilung. Aus diesen Daten rechnete Avenir Suisse hoch, dass 265'000 bis 270'000 Leute in Quarantäne mussten.

Im Sommer waren nur wenige positiv

Schätzungen deuteten darauf hin, dass die Leute nur in acht Prozent der Fälle positiv waren – über den Sommer gar nur vier Prozent. Ein grosser Teil der Leute, die für zehn Tage in Quarantäne mussten, fehlten dem Arbeitsmarkt. Abgesehen von den Kindern und Büroangestellten. Letztere konnten ihre Arbeit gut von zu Hause aus erledigen.

Es lässt sich kaum beziffern, welcher Schaden entstanden ist, weil die Leute nicht auf der Baustelle standen oder an der Ladenkasse sassen. Für eine Gesamtrechnung müsste auch beachtet werden, dass ein Teil der Menschen in Quarantäne am Arbeitsplatz ja weitere Personen mit Corona hätte infizieren können. Der Schaden fürs betroffene Unternehmen wäre somit einiges grösser gewesen.

Dennoch: Dass im Sommer zahlreiche Ferienrückkehrer in Quarantäne mussten, obwohl sie aus Ländern mit Corona-Zahlen zurückreisten, die tiefer waren als jene ihres Wohnkantons, ist schwer verständlich.

Eingriff in die persönliche Freiheit

Avenir Suisse betont, es sei ein entscheidender Eingriff in die persönliche Freiheit des Einzelnen, wenn er zehn Tage lang seine eigenen vier Wände nicht mehr verlassen darf.

Die Denkfabrik fordert deshalb Bund und Kantone dazu auf, künftig alle Daten zur Quarantäne genau zu erheben und herauszugeben. Und die vor allem die Reiserückkehr-Quarantäne, aber auch generell die Quarantäne zu überprüfen.

Vogt für kürzere Quarantäne

Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt (60) scheint die Viertelmillion eher hoch gegriffen. Und er betont: «Es ist sicher so, dass die Quarantäne sinnvoll ist.» Die Frage sei aber, ob man die Quarantänezeit verkürzen könne. «Wir könnten uns vorstellen, die Quarantänedauer auf fünf Tage zu halbieren – kombiniert mit einem Schnelltest.» Vogt denkt dabei vor allem an Leute, die geschäftlich unterwegs seien und nicht bloss privat.

Wie zuverlässig die Corona-Schnelltests sind, kann sich laut ihm erst zeigen, wenn diese auch eingesetzt werden. Der Schnelltest von Roche wird derzeit vom Bund validiert. Laut dem Bundesamt für Gesundheit soll in wenigen Tagen klar sein, wie verlässlich er ist – und darauf gestützt kann dann entschieden werden, wie der Test eingesetzt werden kann.

Vogt bietet auch Hand dazu, dass die Unternehmen sich an den Kosten der Schnelltests für ihre Mitarbeiter beteiligen. «Das Ziel muss sein, die Quarantänezeit zu verkürzen.» (pt)

Corona-Fälle in der Schweiz

Wie viele Corona-Neuinfektionen gibt es in der Schweiz? Die täglichen Fallzahlen des BAG gibt es laufend im Statistik-Ticker auf BLICK.

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