Seinen 59. Geburtstag wird Alfred Heer in schlechter Erinnerung bleiben. Der Zürcher SVP-Nationalrat hat sich mit dem Coronavirus angesteckt. Statt an der Zürcher Langstrasse zu feiern, musste Heer deshalb am Montag alleine auf das neue Lebensjahr anstossen.
Während Heer in Isolation steckt, befinden sich drei weitere SVPler in Quarantäne. Denn bevor Heer wusste, dass er positiv ist, hatte sich der Vorstand der SVP Zürich in Wallisellen getroffen. Anwesende berichten, dass es zwar ein Corona-Schutzkonzept gab, dass aber vor und nach der Sitzung manch ein Parteimitglied auf den nötigen Abstand pfiff. Auch Heer nahm es nach dem offiziellen Teil der Sitzung nicht mehr immer ganz so genau.
Aus einem Witz wurde Realität
Drei Personen sind deshalb derzeit in Quarantäne, darunter eine Mitarbeiterin des Parteisekretariats. Ein weiterer Betroffener ist Jung-SVPler Michael Frauchiger (30). Weil er Fieber und Kopfschmerzen bekam, hat er sich testen lassen. Vom Labor kam dann die Entwarnung: Heer hat ihn nicht angesteckt.
Heer hatte an der Vorstandssitzung noch den Spruch gemacht, extra auf Abstand zu gehen, weil er möglicherweise ja Corona haben könnte. Das sei ein Witz gewesen, betont Heer – dachte er zu diesem Zeitpunkt zumindest.
Kritik am Contact Tracing
Später erfuhr er, dass er tatsächlich infiziert ist. Der 59-Jährige betont, als Risikopatient – Heer hat eine Vorerkrankung – die Vorgaben des Bundes ernst zu nehmen. Er habe deshalb umgehend gehandelt. «Als ich erfahren habe, dass der Test positiv ausgefallen ist, habe ich sofort die betroffenen Kreise informiert», sagt er.
Diejenigen Personen, die länger als 15 Minuten etwas näher bei ihm gestanden oder gesessen seien, habe er selbst angerufen. «Man muss unbedingt selbst aktiv werden und die Kontaktpersonen informieren. Denn bis das Contact Tracing kommt, ist es zu spät», findet Heer. Er kritisiert, dass das System mit Anmeldung zum Corona-Test, dem Test selbst und dessen Auswertung zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Es gehe viel Zeit verloren, bis die Tracing-Teams ihre Arbeit aufnehmen könnten.
In einer Bar angesteckt
Heer vermutet, dass er selbst sich in einer Bar angesteckt hat. «Obwohl ich den Abstand eingehalten habe», wie er betont. Auch er sei nicht vom Kanton informiert worden – sondern direkt von Personen, die ihn wohl infiziert haben.
Zürich wird vorgeworfen, bei der Rückverfolgung der Kontakte die volle Kontrolle verloren zu haben. Es dauere Tage, bis die Kontaktpersonen informiert würden – wenn sie denn überhaupt einen Anruf von den Tracern bekämen.
BLICK kennt eine weitere Person aus dem Kanton Zürich, die ebenfalls lange auf den Anruf des Tracing-Teams wartete – und zum Glück schon vorgängig von den Angesteckten informiert wurde.