Im März vor einem Jahr applaudierte die ganze Schweiz ihren «Helden in Weiss». Ein Jubel, der bei den Beklatschten, die schon lange über schlechte Arbeitsbedingungen klagen, einen bitteren Nachgeschmack hinterliess. «Klatschen reicht nicht», war denn auch der Hauptslogan, mit dem die Initianten der Pflege-Initiative in den Abstimmungskampf zogen.
Ihr Sieg ist mehr als ein Klatschen bis an die Urne. Die Pandemie hat ein Schlaglicht auf das Gesundheitswesen geworfen und dabei Ecken erhellt, in denen auch ohne Corona einiges im Argen liegt.
Der Gegenvorschlag war nur das Minimum
Der Gegenvorschlag mit seiner milliardenschweren Ausbildungsoffensive kam den Initianten weit entgegen. Und trotzdem war er nicht mehr als das absolut notwendige Minimum: Der Pflegenotstand ist Realität, mehr Personal aus dem Ausland holen, als die Schweiz es ohnehin schon macht, ist kaum möglich. Geld in den Nachwuchs zu stecken, ist also schlicht notwendig.
Die Initianten warnten, dass das Geld verpuffen würde, wenn nicht auch die Arbeitsbedingungen sich verbessern. Einfach, weil das teuer ausgebildete Personal nach ein paar Jahren frustriert wieder aussteigt. Das hat die Stimmbevölkerung überzeugt.
Bundesrat und Parlament müssen den Auftrag nun ernst nehmen und rasch für echte Verbesserungen sorgen. Eines geht nicht: Jetzt nur die Milliarde aus dem Gegenvorschlag zu sprechen und den Rest im Sand verlaufen zu lassen.