Wie schlecht ist die Stimmung im Bundesrat? Um sie solle es momentan nicht zum Besten stehen, hört man an allen Ecken und Enden im Bundeshaus.
Fürs offizielle Bundesratsfoto 2025 haben sich die sieben Mitglieder der Regierung diesmal nicht mal mehr gemeinsam zum Fototermin getroffen. Sie wurden einzeln abgebildet und dann zusammengebastelt. Das erinnert ans Bundesratsfoto 2021, das aufgrund der im Corona-Jahr herrschenden Abstandsregeln ebenfalls so gemacht wurde.
Bürgerinnen aus allen Kantonen
Verantwortlich für das Foto ist die Bundespräsidentin 2025, Karin Keller-Sutter (61). Dass die FDP-Finanzministerin die Hosen im Gremium an hat, ist offensichtlich. Aber Erfolg kann eben auch einsam machen! Man kann nur vermuten, dass sie dem entgegenwirken wollte und darum Hunderte von Bürgerinnen und Bürger mit aufs Foto geholt hat.
Kurzerhand schickte sie den Fotografen Arthur Gamsa durch die ganze Schweiz. In jedem Kanton hat der erst 24-jährige St. Galler mindestens 40 Personen fotografiert, die bereit waren, neben den Mitgliedern der Regierung auf dem Foto zu erscheinen. So blicken einem neben den sieben Bundesräten und Bundeskanzler Viktor Rossi (56, GLP) weitere 1000 Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz (teilweise doppelt!) auf dem Foto entgegen.
Damit schaffte es auch endlich jemand aus Schaffhausen, Uri, Schwyz und Nidwalden auf das Bundesratsfoto. Diese Kantone konnten nämlich bisher noch nie ein Bundesratsmitglied stellen.
Bürger in Alltagskleidung, Regierungsmitglieder mit Krawatte
Ob Velohelm, Kopftuch oder ausgestreckte Zunge: Die abgebildeten Normalos sollen vermitteln, dass wir alle auch ein bisschen Bundesrat sind. Das Bundesratsfoto solle die Einzigartigkeit der Schweizer Demokratie veranschaulichen, heisst es in der entsprechenden Mitteilung dazu. «Das Volk nimmt an den demokratischen Entscheidungen teil und bestimmt. Der Bundesrat handelt in seinem Interesse», lässt sich Keller-Sutter zitieren.
Doch es ist augenfällig: Die Bürgerinnen und Bürger sind mit Mützen und Alltagskleidung abgebildet, die Bundesräte und Bundesrätinnen hingegen mit Krawatte respektive in gepflegter Bürokleidung. Das verdeutlicht, dass wir doch nicht alle Bundesrat sind!
Um ein Wimmelbild à la «Wo ist Walter?» handelt es sich beim Bundesratsfoto ebenso wenig. Die Regierung schwebt quasi über dem Volk.
Auch durften die Bürgerinnen und Bürger natürlich nicht physisch mit aufs Foto – sie wurden via Collage eingefügt. So bevölkerungsnah ist der Bundesrat dann doch nicht. Allerdings leben wir ja in unsicheren Zeiten. Ob der Nachrichtendienst des Bundes sein Okay gegeben hätte für ein Bundesratsbild mit Tausenden von unbekannten Schweizerinnen und Schweizern darauf? Wohl kaum.