Der Startschuss für das Covid-Zertifikat ist gefallen: Seit Anfang Woche werden im Rahmen der Pilotphase erste Corona-Pässe ausgestellt. 265 Personen haben am Montag schon ein Zertifikat erhalten. Im Kanton Waadt beispielsweise können Personen, die wegen eines Notfalls ins Ausland reisen müssen, schon jetzt eines beantragen. In Bern kommt das Gesundheitspersonal zuerst zum Zug.
Während sich Kantone und Bund mit den neuen Abläufen erst vertraut machen, läuft aber bereits ein zweites Projekt: Am Freitag hat der Bundesrat dem Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) den Auftrag erteilt, ein weiteres Zertifikat zu entwickeln. Das sogenannte Light-Zertifikat soll im Inland zum Einsatz kommen und weniger Daten enthalten. Damit will der Bund verhindern, dass die Gesundheitsdaten in falsche Hände geraten.
Wer will, bekommt die Daten
Die Prüf-App des Bundes, mit der zum Beispiel an Grossanlässen die Impf-Zertifikate kontrolliert werden können, zeigt nur an, ob ein Zertifikat gültig ist oder nicht. Ob jemand geimpft, genesen oder getestet ist, erfährt der Kontrolleur nicht. Im QR-Code, dem Herzstück des Zertifikats, sind diese Infos aber gespeichert. Jede halbwegs begabte Programmiererin könnte also selbst eine App bauen und diese Daten auslesen. Sie würde beispielsweise erfahren, mit welchem Impfstoff jemand wann geimpft, wann eine genesene Person positiv getestet oder welche Art Corona-Test durchgeführt wurde.
Braucht man das Zertifikat für die Sommerferien im Ausland, sind all diese Angaben unter Umständen wichtig. Schliesslich gelten je nach Staat andere Einreisebestimmungen. Die EU beispielsweise will nur PCR-Tests akzeptieren. Scannt eine Behörde im Ausland den QR-Code, muss sie darum sehen können, welcher Test durchgeführt wurde. In der Schweiz erhält man aber bald auch mit einem negativen Schnelltest ein Zertifikat.
Ab 12. Juli verfügbar
Für die Organisatorin einer Grossveranstaltung im Inland hingegen spielt es keine Rolle, welcher Test durchgeführt wurde oder welchen Impfstoff die Person erhalten hat. Hauptsache, jemand ist geimpft, genesen oder negativ getestet. Im Light-Zertifikat soll darum auch nur diese Info gespeichert sein.
Laut Plänen des BIT soll das Light-Zertifikat am 12. Juli verfügbar sein. Ziel ist, dass man den Corona-Pass direkt in der «COVID Certificate»-App in eine Light-Version umwandeln kann. Derzeit klärt das BIT noch ab, wie Personen, die das Zertifikat lieber auf Papier als auf dem Smartphone haben möchten, zur datensparsameren Variante kommen.
Datenschützer setzte sich dafür ein
Dass es eine Light-Variante geben wird, ist auch dem Eidgenössischen Datenschützer Adrian Lobsiger (61) zu verdanken. Er hat darauf hingewirkt, dass das BIT diese entwickelt. Geht es nach ihm, müsste sie aber schon möglichst rasch zur Verfügung stehen.
Denn während das Covid-Zertifikat fürs Reisen ins Ausland noch länger benötigt werden dürfte, ist sein Einsatz im Inland nur für eine sehr beschränkte Zeit vorgesehen. Sobald alle, die das wollen, vollständig geimpft sind, gibt es aus Sicht des Bundesrats keinen Grund mehr für Zugangs- und Kapazitätsbeschränkungen. Damit wird auch das Light-Zertifikat überflüssig. Schon im August könnte das so weit sein.