«Darauf vertrauen, dass andere Länder unsere Probleme lösen, ist gefährlich»
Mitte-Bregy fordert Krisenstrategie vom EDA

Die Schweiz soll ihre Bürgerinnen und Bürger in Krisengebieten nicht länger alleine lassen. Philipp Matthias Bregy (Mitte) verlangt vom Aussendepartement von Ignazio Cassis eine tatsächliche Krisenstrategie.
Publiziert: 26.04.2023 um 20:44 Uhr
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Seit Kriegsausbruch im Sudan ist die Zivilbevölkerung in Gefahr.
Foto: AFP
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy (44) hält die Strategie des Aussendepartements (EDA) für «gefährlich». Für den Nationalrat aus dem Wallis geht es nicht an, dass sich das Departement im Sudan bloss um die Diplomaten mit Schweizer Pass kümmert.

«Sowohl die Auslandschweizer wie auch das nicht-schweizerische Botschaftspersonal wurde nicht evakuiert.» Für ihn wirft das Fragen auf, «gerade weil die Gefahr für die Zurückgelassenen» – in der Hauptstadt Khartum, aber auch in den anderen Teilen des Landes am Roten Meer – «sehr gross scheint».

Zu Hause verschanzt

So hatte im «Tages-Anzeiger» Baudouin Noez (32) eindrücklich geschildert, was die Menschen seit Kriegsausbruch in Khartum erleben: «Als am 15. April Düsenjäger und Drohnen über unsere Köpfe flogen, da wusste ich, dass Krieg ist. Dass es keinen sicheren Platz mehr gibt, weil man sich vor Bomben nirgends verstecken kann.»

Der Walliser und seine Frau verschanzten sich tagelang in ihrem Zuhause in der sudanesischen Hauptstadt: «Wir haben mitbekommen, wie Häuser geplündert werden, dass es Schiessereien gibt, sexuelle Übergriffe. Es wäre viel zu gefährlich gewesen, das Haus zu verlassen.» Glücklicherweise verfügten sie daheim über ausreichend Wasser und Nahrungsmittel.

Belgier und Deutsche kümmern sich

Wie Noez dem «Tages-Anzeiger» schilderte, habe das Kommunikationsnetz trotz der Kriegshandlungen erstaunlich gut funktioniert. So hätten ihn die belgischen Behörden regelmässig kontaktiert. Noez ist nämlich schweizerisch-belgischer Doppelbürger. «Sie riefen immer wieder an, um über die aktuelle Lage zu informieren», so der Berater für Nichtregierungsorganisationen. Und die deutsche Botschaft, bei der seine Frau angestellt ist, habe «rund um die Uhr gearbeitet, um eine Evakuation zu ermöglichen».

Aber eben nicht die Schweizer. Wie der Mann berichtete, hat er erst am Abend des 18. Aprils eine Nachricht des EDA bekommen – drei Tage nach der Kriegseskalation. Die Schweizer Botschaft sei «nur teilweise funktionsfähig», die Schalter bis auf Weiteres geschlossen, hiess es in einer Mail. «Aufgrund der schwierigen Sicherheitslage hat die Schweiz nur begrenzte oder gar keine Möglichkeiten, in Notfällen Hilfe zu leisten.»

Schweiz war abwesend

Dennoch wurde den Mail-Empfängern empfohlen, das EDA über den Aufenthaltsort zu informieren. «Ich habe das getan, aber dann wieder tagelang nichts gehört», lässt sich Noez zitieren. «Die Schweiz war in dieser Krise ziemlich abwesend.»

Besser erging es dem Schweizer Botschaftspersonal und deren Angehörigen. Sie konnten ausgeflogen werden – aber auch das nur mithilfe der Franzosen. Als sie am Dienstag in Bern eintrafen und der Schweizer Botschafter im Sudan, Christian Winter, von seinen Erlebnissen berichtete, war auch seine Geschichte eindrücklich.

«Unsicher, ja gefährlich»

Aber eben, nicht alle fanden Platz in einer europäischen Maschine. Zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer konnten nicht ausgeflogen werden. Das will der Fraktionspräsident der Mitte-Partei nicht einfach hinnehmen: «Für mich ist daher klar, das EDA braucht eine Strategie für die Bewältigung von Ereignissen dieser Art.» Aktuell scheine das Aussendepartement von Ignazio Cassis (62) einfach darauf zu vertrauen, dass «andere Länder für uns rasch und bedingungslos einspringen und unsere Probleme lösen». – «Ich erachte dies als unsicher, ja gefährlich», sagt Philipp Matthias Bregy.

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