Daniel Koch zur Corona-Lage
Kinder zu durchseuchen ist «absolut vertretbar»

Kinder seien nicht Treiber der Pandemie und wären extrem wenig von Corona betroffen, ist der ehemalige «Mr. Corona» Daniel Koch überzeugt. Zudem spricht er sich für eine Zertifikatspflicht in Altersheimen oder Museen aus.
Publiziert: 16.07.2021 um 08:54 Uhr
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Aktualisiert: 16.07.2021 um 19:56 Uhr
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Daniel Koch, ehemaliger Beamter des Bundesamts für Gesundheit (BAG), ist nach wie vor überzeugt, dass Kinder «nicht Treiber der Pandemie» sind.
Foto: keystone-sda.ch

Daniel Koch (66), ehemaliger «Mr. Corona» des Bundes, ist ein Fan des Covid-Zertifikats. «Ich finde das Zertifikat ausgezeichnet!», sagt der inzwischen pensionierte Beamte in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Der Nachweis darüber, ob jemand getestet, genesen oder geimpft ist, verringere die Wahrscheinlichkeit, sich an einem Anlass anzustecken.

Koch plädiert daher dafür, das Zertifikat noch viel breiter einzusetzen. «Es mutet doch komisch an, wenn man das Zertifikat für den Discobesuch vorweisen muss, aber nicht, wenn man die Grossmutter im Altersheim besucht», sagt er.

Virus bleibt

Nötig sei eine Zertifikatspflicht – für Besucherinnen und Personal – nicht nur in Altersheimen. Ebenso sollte das Zertifikat nach dem Willen Kochs Bedingung sein, um ins Restaurant oder ins Museum zu kommen. «Überall, wo man den Eintritt kontrollieren kann, sollte man das tun.»

Der Plan des Bundesrates, das Zertifikat nur während einer Übergangsphase etwa für Grossanlässe einzusetzen, «wird nicht gehen», ist Koch überzeugt. Selbst bei hoher Durchimpfungsrate habe die Schweiz weiterhin viel Personenaustausch über den Tourismus oder Grenzgänger. «Es ist eine Illusion zu glauben, dass wir das Virus demnächst los sind.»

Ungeschützte Kinder

Dass Kinder unter 12 Jahren, die sich nicht impfen lassen können, künftig quasi durchseucht werden, hält er für «absolut vertretbar». Man werde Kinder mit Risikofaktoren impfen, sobald das möglich sei. «Allgemein sind Kinder aber extrem wenig von Corona betroffen. Sie eliminieren das Virus schnell.»

Kinder würden Corona zudem sehr wenig untereinander streuen. «Das ist auch bei anderen Viren so.» Koch zeigt sich nach wie vor überzeugt, dass Kinder nicht die Treiber der Pandemie sind – auch wenn Wissenschaftler wie der deutsche Virologe Christian Drosten (49) das Gegenteil sagen. «Es gibt keine Zahlen dazu. Zumindest keine, die man nicht hinterfragen müsste», so Koch.

Vorgehen der Uefa «legitim»

Seit seiner Pensionierung im Frühling 2020 ist Koch für eine ganze Reihe von Organisationen tätig – darunter als Corona-Berater für die soeben zu Ende gegangene Fussball-EM, wo er seinen Standardsatz von 350 Franken pro Stunde verrechnet habe.

Er sei sehr froh darüber, dass die Fussball-EM durchgeführt werden konnte, so Koch. Kritik an vollen Fussballstadien mitten in einer Pandemie weist er von sich. «Schauen Sie: Die Leute versammeln sich so oder so.» Es sei besser, dass Menschen kontrolliert in ein Stadion gelassen werden, als wenn sie sich «wild» treffen.

Koch verteidigt auch die Uefa, die Austragungsorten, die wenig Zuschauer zulassen wollten, jeweils eine Absage erteilte. «Grundvoraussetzung der Uefa war: Wir wollen Zuschauer. Das dünkt mich völlig legitim», sagt er. (gbl)

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