Verteidigungsminister Guy Parmelin und die Armeeführung tun sich schwer, die angekündigte Cyberarmee auf die Beine zu stellen. Das Verteidigungsdepartement VBS hat nicht einmal angefangen, extern Leute zu rekrutieren. Sicherheitspolitiker ärgern sich, dass den Versprechungen des Aktionsplan Cyber Defense keine Taten folgen.
Der Schweiz droht, im Cyber War abgehängt zu werden. Andere Länder sind nämlich schon viel weiter. Supermächte wie die USA legen seit Jahren einen Schwerpunkt auf den Krieg im Netz. Kein Wunder: Waffen sind heute mehr Software als Hardware – ohne die Programme im Hintergrund hebt kein Kampfjet ab.
USA: 5000 Cyberkrieger
Und die USA sind mit der Rolle als Weltpolizist und dem sehr hohen Vernetzungsgrad ihrer Truppenverbände und Waffensysteme besonders anfällig für Cyber-Angriffe. Das «United States Cyber Command» nahm daher schon im Oktober 2010 seinen Dienst auf. Es arbeitet eng mit dem Geheimdienst NSA zusammen.
Wie viele Cyberkrieger für das Kommando arbeiten, ist nicht klar. 2013 berichtete die «New York Times», dass ein Ausbau auf 5000 Stellen geplant sei. Zudem wollte die Generalität das Kommando in drei Untergruppen aufteilen:
- Die «nationalen Einsatztruppen» sollen die Infrastruktur der USA beschützen und beispielsweise Angriffe auf die Computersysteme von Stromversorgern verhindern.
- Die «Kampfeinheit» soll dem US-Militär helfen, eigene Attacken auf digitale Netze im Ausland zu starten.
- Die «Cyber-Schutztruppe» soll das Verteidigungsministerium Pentagon selbst vor Hackerattacken behüten. IMAGE-ERROR (Image)
Israel: Die beste Cyberarmee der Welt
Die wohl besten Cyberkrieger der Welt finden sich in Israel. Es handelt sich um die Unit 8200, eine Untereinheit des Militärnachrichtendienstes Aman. Sie gilt als der grösste Verband der israelischen Armee. Und ist aussergewöhnlich erfolgreich: Es wird vermutet, dass die Unit 8200 der Ersteller des Stuxnet-Computerwurms war, der im Jahr 2010 Steuerungssysteme iranischer Anlagen zur Uran-Anreicherung sabotierte.
Die Unit hat viele Internet-Unternehmer hervorgebracht – was die IT-Soldaten in ihrer dreijährigen Dienstzeit lernen, können sie später im zivilen Bereich anwenden. Nicht wenige davon sind mit ihren Ideen steinreich geworden.
Kein Wunder, wollen immer mehr Schüler ihren Militärdienst bei der Unit 8200 absolvieren. Die traditionellen Kampfverbände beklagen sich bereits, dass sie nicht mehr genügend Anwärter finden, weil alle Cyberkrieger werden wollen. So berichtet es die israelische Zeitung «Ha'aretz».
Mit der Rekrutierung beginnt das israelische Militär bereits in der Sekundarschule. In speziellen Programmen lernen schon 14-Jährige eine Kombination aus Computerwissenschaften und Cyber-Kampf.
Und Israel will weiter aufrüsten. In der Stadt Beer Sheva im Süden des Landes, entsteht derzeit ein gigantischer Technologiepark, in dem dereinst auch 20'000 Cybersoldaten stationiert sein sollen.
Deutschland: Immerhin ein Anfang
In Europa werden etwas kleinere Brötchen gebacken. Doch auch hier ist man der Schweiz meilenweit voraus. Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (59) hat im letzten April das neu geschaffene Kommando Cyber- und Informationsraum in Dienst genommen.
Dieses bündelt die Aufgaben Cyber, IT, Militärisches Nachrichtenwesen, Geoinformationswesen und Operative Kommunikation unter einem Dach. Dem Kommando sind derzeit etwa 13'000 Armeeangehörige unterstellt. Deutschland investiert auch in die Ausbildung von neuen Cyberkriegern: An der Bundeswehr-Universität München wird ein Forschungszentrum für den Cyber-Raum eingerichtet.