Anrollende Panzer, eine wehende Flagge – und im Vordergrund das Socar-Logo: Der staatliche Ölkonzern aus Aserbaidschan, der in der Schweiz knapp 200 Tankstellen führt, betreibt auf Social Media Kriegspropaganda. Ölarbeiter kämpften für das Mutterland, schreibt das Unternehmen auf Facebook. Man sei stolz auf die Kollegen an der Front und beneide sie. Gefolgt vom Hashtag: «Karabach ist Aserbaidschan».
Der Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Berg-Karabach ist Ende September neu aufgeflammt. Es kam zu den heftigsten Gefechten seit knapp 30 Jahren. Hunderte Menschen kamen ums Leben, Zehntausende wurden vertrieben.
«Die Migros geschäftet mit einem Kriegstreiber!»
Die Kriegspropaganda Socars rückt auch die Migros in ein schlechtes Licht. Denn der Schweizer Detailhändler ist geschäftlich mit Socar – der Unternehmensname ist eine Abkürzung von «State Oil Company of Azerbaijan Republic» – verbunden. Der aserbaidschanische Staatskonzern ist seit 2012 Franchisepartnerin der Migros und betreibt die Migrolino-Shops an den Tankstellen.
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Dass ein Partner der Migros offen Kriegspropaganda macht, geht für CVP-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (44) gar nicht. «Die Migros geschäftet mit einem Kriegstreiber!», kritisiert er. «Wenn ich im Migrolino ein Schoggistängeli kaufe, fliesst ein Teil des Gelds in diesen Krieg. Das darf nicht sein.» Die Migros müsse nun reagieren. So lange boykottiert Müller-Altermatt den Ölkonzern: «Ich tanke definitiv nicht bei Socar.»
Migros ist bereit zum Gespräch
Der Solothurner Politiker ist Mitglied der Parlamentarischen Gruppe Schweiz-Armenien und steht in Kontakt mit Armeniern in der Schweiz. Was die Kritik an der Migros betrifft, sei er aber auch auf der anderen Seite verbandelt, wie er betont: So hat Müller-Altermatt einen der beiden Zugangsbadges zum Bundeshaus, die Parlamentarier vergeben dürfen, dem Lobbyisten der Migros gegeben.
Müller-Altermatt will deshalb vermitteln. Er hat ein Treffen zwischen der armenischen Diaspora in der Schweiz und der Migros eingefädelt. Bereits kommende Woche soll es stattfinden.
Die Migros bestätigt den Kontakt. Zur geäusserten Kritik teilt das Unternehmen lediglich mit, dass man die derzeitige Lage im Kaukasus aufmerksam verfolge. «Selbstverständlich geht die Migros nur Verträge unter Berücksichtigung von national und international gültigen Gesetzen ein», sagt Migros-Sprecher Marcel Schlatter.
Auch Uefa in der Kritik
Wegen Socars Kriegsrhetorik gerät nicht nur die Migros in die Schusslinie. Der aserbaidschanische Ölkozern ist auch Sponsor des europäischen Fussballverbands Uefa. Auch dieser steht deswegen nun in der Kritik.