Ein gemeinsam von CDU/CSU, SPD und Grünen eingebrachter Antrag wurde mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung angenommen, wie Bundestagspräsident Norbert Lammert heute nach einer rund einstündigen Debatte feststellte.
Die Türkei lehnt eine Bezeichnung der Massentötung und Deportationen von Armeniern im Osmanischen Reich 1915 als Völkermord strikt ab.
Der türkische Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus hat die Verabschiedung der Völkermord-Resolution daraufhin als «historischen Fehler» bezeichnet. Die Verabschiedung der Resolution passe nicht zur Freundschaft zwischen der Türkei und Deutschland, diese sei «verzerrt und haltlos».
Türkei ruft Botschafter aus Berlin zurück
Der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu kritisierte die Bundestags-Entscheidung auf Twitter als «unverantwortlich und haltlos». Cavusoglu warf Deutschland vor, die dunklen Kapitel der eigenen Geschichte überdecken zu wollen, indem «die Geschichte anderer Länder angeschwärzt wird».
Auch bei der türkischen Regierungspartei AKP stiess die Resolution auf scharfe Kritik, in der die Ermordung von bis zu 1,5 Millionen Armeniern im Ersten Weltkrieg als Völkermord gewertet wird.
Als Folge des Entscheids rief die Türkei ihren Botschafter aus Berlin zurück. Botschafter Hüsein Avni Karslioglu werde noch am Donnerstagnachmittag das Flugzeug nach Ankara besteigen, meldete die regierungsnahe Zeitung «Yeni Safak» auf ihrer Internetseite.
Armenien begrüsst Entscheid Deutschlands
Armenien hingegen begrüsste die Bundestags-Resolution. Deutschland und Österreich als ehemalige Verbündete des Osmanischen Reiches hätten ihren Teil der Verantwortung am Völkermord an den Armenieren anerkannt, sagte Aussenminister Edward Nalbandian.
Dagegen leugne die Türkei weiter «hartnäckig die unbestreitbare Tatsache des Genozids durch das Osmanische Reich». (SDA)