Die Schweizer Wirtschaft leidet unter der anhaltenden Corona-Krise. Schon jetzt habe rund ein Drittel der Unternehmen Liquiditätsprobleme. Bis in zwei Monaten dürfte es die Hälfte aller Firmen in der Schweiz sein. Zu diesem Schluss kommt der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. Er stützt sich dabei auf eine Mitgliederumfrage, die am Donnerstag den Medien vorgestellt wurde.
Schweizer Firmen sehen sich gleich mit mehreren Problemen konfrontiert. Das beginnt bei Lieferengpässen. Knapp geworden sind etwa Materialien wie wie Aromen, Medikamente, seltenen Erden, Alkohol für Desinfektionsmittel oder Baumaterialien.
Firmen kämpfen mit Absatzschwierigkeiten ...
Hinzu kommen mittlerweile grosse Umsatzeinbussen. Viele Unternehmen kämpfen mit Absatzschwierigkeiten im Inland wie zunehmend auch im Ausland. Hier sind nach Asien nun auch andere Regionen verstärkt betroffen.
Im Schnitt betrage der Umsatzrückgang etwa 20 Prozent. Tendenz steigend. Allerdings stellt Economiesuisse hier grosse Unterschiede fest. So weise beispielsweise ein Getränkehersteller nur einen Rückgang von etwa 10 Prozent auf. Ein Spielzeughersteller habe dagegen einen Umsatzrückgang von 98 Prozent.
... und mit einer schlechteren Zahlungsmoral
Als wäre das noch nicht genug, kommt ein weiteres Problem hinzu: So seien zahlreiche Firmen mit einer Zahlungsmoral konfrontiert, die sich in den vergangenen Tagen bei einigen Unternehmen merklich verschlechtert habe. Das brächte weitere Firmen in Liquiditätsschwierigkeiten.
Da komme die Hilfe des Bundes gerade noch rechtzeitig, findet Economiesuisse. Am Mittwoch hat Finanzminister Ueli Maurer (69, SVP) ein 20-Milliarden-Hilfspaket vorgestellt. Ab diesem Donnerstag erhalten kleine und mittelgrosse Unternehmen (KMU) bei Beträgen von bis zu 500'000 Franken den Kredit zinslos und ohne Gebühren von der Hausbank. Die Notmassnahmen seien zielgerichtet und zweckmässig, um negative Kettenreaktionen in der Wirtschaft unterbrechen zu können, urteilt der Wirtschaftsdachverband.
Die meisten Firmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, rechnen damit, dass die Krise drei bis sechs Monate anhält. Die Reisebranche mit Tourismus, Hotellerie oder Reisebüros geht sogar davon aus, zwölf Monaten betroffen zu sein. Dennoch rechnet Economiesuisse nicht mit einer Pleitewelle. Zwar werde es zu einzelnen Konkursen kommen. Die Notmassnahmen des Bundes dürften eine Kettenreaktion aber verhindern.
Doch es gibt auch positive Entwicklungen
Noch schwierig abzuschätzen sei, wie sich die Pandemie auf das Bruttosozialprodukt (BIP) auswirken wird. Derzeit geht Economiesuisse von einem Minus von vielleicht zwei Prozent aus. Es könne aber auch weniger sein, falls beispielsweise bald ein Impfstoff gefunden wird.
Aber selbst in der Krise können die Schweizer Unternehmen noch Positives erkennen. So hätten etwa die Digitalisierungsanstrengungen einen Schub erfahren. Und: Homeoffice von Mitarbeitenden dürfte durch das Coronavirus nachhaltig salonfähig geworden sein.