Die Nachbarländer kritisieren die Schweiz hart für ihre zögerliche Haltung gegenüber Russland und seinem Präsidenten Wladimir Putin (69). Trotzdem sagt Christioph Blocher (81), die Schweiz müsse «stillsitzen».
Der Westen trage teilweise eine Mitschuld am Ukraine-Krieg, sagt SVP-Übervater Blocher in einem Interview mit der «Handelszeitung», das am Samstag veröffentlicht wurde (hinter Bezahlschranke).
Die USA und die EU seien «blind für die Realitäten» gewesen, so Blocher. Putin habe zwar stets erklärt, er wolle keinen Krieg. «Möglich, aber er wollte und will die Ukraine. Aber der Westen war naiv. Er hätte wissen können: Finten waren schon immer Teil der militärischen Geschichte.»
Blocher verurteilt Ukraine-Besetzung, aber ...
Der Westen sei darauf reingefallen. «Alles war getragen von idealistischer, weltfremder und moralistischer Weltauffassung», kritisiert er. Er verurteile gleichzeitig die Besetzung der Ukraine und die Verletzung des Völkerrechts.
Dennoch hält er die Schweiz an, die kritisierte Neutralität auszuhalten: «Neutralität heisst eben auch stillsitzen.» Und weiter: «Die Schweiz muss auf der Neutralität beharren.» Die offizielle Schweiz dürfe jetzt nicht Partei für die eine oder die andere Seite ergreifen.
Blocher weiter: «Oft gilt der Neutrale als Feind, weil er nicht auf der eigenen Seite steht.» Doch Wirtschaftssanktionen seien Kriegsmittel. «Wenn die Schweiz dieses Kriegsmittel ergreift, beteiligt sie sich am Krieg.» Solange die Schweiz sich neutral verhalte, habe Russland auch keinen Grund, den Eidgenossen die Erdgaszufuhr zu drosseln.
Blocher: Nicht mit der Nichtbeteiligung begnügen
Allerdings dürfe sich diese auch nicht mit der Nichtbeteiligung begnügen, sonst sei die Gefahr gross, dass die getroffenen Wirtschaftssanktionen durch die Schweiz umgangen würden.
Dass Nachbarländer die Neutralität der Schweiz nicht verstehen und kritisieren, müsse man «ertragen». Er glaube auch nicht, dass die Nato in der Ukraine die Armee einsetzt. «Es wird zunächst bei einem Wirtschaftskrieg bleiben. Doch Russland und sein Volk können viel an Entbehrungen und Kriegslasten aushalten.» (uro)