Er bleibt seiner Tradition treu: SVP-Präsident Marco Chiesa (48) zündet auch heuer zum Nationalfeiertag ein Feuerwerk gegen den politischen Gegner.
Vergangenes Jahr hatte der Tessiner den 1. August zum Anlass genommen, um über den «freiheitsfeindlichen Gender-Woke-Unsinn» zu wettern. 2021 hatte er sich über die «Luxus-Linken und Bevormunder-Grünen» in den Städten aufgeregt.
Sennenhemd und Raketen
Dieses Jahr macht Chiesa den 1. August gar zum «Tag des Widerstands gegen Unterdrückung und Bevormundung». Im SVP-Video zum Nationalfeiertag ist er in Sennenhemd und mit drei Raketen in den Händen vor malerischer Kulisse am Luganersee zu sehen.
Er macht gleich zu Beginn klar, dass «wir» uns heute nicht mehr gegen fremde Vögte wehren müssten – vielmehr müssten «wir uns» gegen den «links-grünen Verbotswahnsinn» zur Wehr setzen. Und er fordert die Zuschauerinnen und Zuschauer auf: «Helfen Sie mit: Jagen Sie mit uns die schädliche Politik der Grünen und Linken in die Luft!»
In die Luft jagen will Chiesa zum Beispiel «die massive Ausländer-Kriminalität», «die masslose Zuwanderung» und «das Asyl-Chaos der SP-Bundesrätin» – ein Seitenhieb gegen die neue Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider (59). Die Schweiz, argumentiert der SVP-Nationalrat, müsse pro Jahr mehr «für das gescheiterte Asylwesen bezahlen als für die Landwirtschaft und fast so viel wie für die Landesverteidigung».
Gegen Gender-Wahn und Klima-Kleber
Dann werden, in einer Animation und unter Getöse, die Raketen gezündet und – Peng! – in die Luft gejagt. Allerdings scheint Chiesa die Raketen gleich im Fünferpack gekauft zu haben, denn in einer zweiten Runde jagt er gleich auch noch «den Gender-Wahn» (dieser schreibe «uns» vor, wie wir reden, zu schreiben und zu leben haben) und «die Klima-Kleber» (sie behindern den Verkehr) in die Luft.
Ob die Landwirtschaft so viel Raketen-Feinstaub verträgt? Und ob es in europäischen Kriegszeiten eine gelungene Metapher ist, politische Gegner «in die Luft jagen» zu wollen? Das fragt sich Chiesa nicht. Stattdessen schliesst er mit den Worten: «Sie sehen: So macht das 1.-August-Feuerwerk Freude! Denn jedes Feuer, jede Rakete, jede Schweizer Fahne stehe für den Tag des Widerstands gegen den links-grünen Verbotswahnsinn.