Chefin des Schweiz-Büros in Kabul nach ihrer Rückkehr
«Ich sorge mich um unsere afghanischen Kollegen»

Burgi Roos ist die Chefin des Schweizer Büros in Afghanistan. Nach der überhasteten Abreise aus Kabul ist sie seit kurzem zurück in der Schweiz. Und erzählt jetzt erstmals vom Erlebten.
Publiziert: 20.08.2021 um 15:02 Uhr
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Burgi Roos ist Leiterin der Schweizer Vertretung in Kabul. Seit Mitte Woche ist sie in der Schweiz.
Foto: EDA

Das Schweizer Personal, das in Afghanistan stationiert war, ist in Sicherheit. Mit einer Maschine des US-Militärs konnten drei Mitarbeitende des Eidgenössischen Aussendepartements (EDA) am Sonntag Afghanistan verlassen.

Darunter war auch Burgi Roos (56), Leiterin der Schweizer Vertretung in Kabul. In einem vom EDA veröffentlichten Interview äussert sie sich als erste Schweizer Rückkehrerin zu der überhasteten Flucht. «Es waren sehr intensive und emotionale Tage», wird sie zitiert. «Wir waren alle vom Tempo der Entwicklungen überrascht.»

Den Deutschen angeschlossen

Man habe sich aber bereits frühzeitig mit Partnerstaaten koordiniert und den Kontakt zuletzt intensiviert. «Wir wussten, dass wir im Krisenfall ins Dispositiv dieser Partner aufgenommen werden», so Roos. Die Konsulin und ihre Kollegen konnten sich schliesslich den Deutschen anschliessen und wurden mit einer Maschine der US-Armee am Sonntag nach Doha geflogen. Von dort kehrten sie mit einem Linienflug in die Schweiz zurück.

Drei weitere Schweizer Angestellte des Kooperationsbüros in Kabul hatten das Land schon vorher verlassen, nachdem der Bund Ende vergangener Woche entschieden hatte, die Vertretung angesichts der kritischen Sicherheitslage zu schliessen.

Gemischte Gefühlslage

Die lokalen Angestellten des Kooperationsbüros harren derweil noch immer in Afghanistan aus. Der Bund will auch sie in die Schweiz holen, weil die Taliban sie als westliche Kollaborateure betrachten könnte.

Dies beunruhigt Roos. «Im Moment mischen sich bei mir drei Gefühlslagen», sagt sie im EDA-Interview. «Ich bin erleichtert, dass nun alle sechs Schweizer Mitarbeitenden des Kooperationsbüros wohlbehalten in ihrer Heimat sind. Gleichzeitig sorge ich mich um unsere afghanischen Kolleginnen und Kollegen und ihre Familien und um alle anderen Afghaninnen und Afghanen, die sich in ihrem Land derzeit bedroht fühlen.»

Zudem sei sie dankbar für die Unterstützung der Schweizer Behörden und der «Evakuationspartner». «Auf allen Stufen und in allen Ländern haben sich alle sehr zuvorkommend um uns gekümmert und uns unterstützt.»

Mithilfe im Krisenstab

Roos und ihre Kollegen sind nach ihrer Rückkehr nicht untätig. Die Konsulin nahm am Mittwoch bereits an einer Sitzung des Afghanistan-Krisenstabs in Bern teil. Ihre Kollegen hätten dort ebenfalls bereits Aufgaben übernommen. «Sie wollen mithelfen und ermöglichen, unsere Lokalangestellten und ihre Familien, aber auch Schweizer Staatsangehörige, die sich noch in Afghanistan aufhalten, sicher in die Schweiz zu bringen.»

Einige Schweizer Staatsangehörige konnten das Land bereits verlassen, wie das EDA gestern mitteilte. Um wie viele Personen es sich handelt, teilte der Bund nicht mit. Insgesamt befanden sich laut Informationen des EDA bis Anfang Woche noch 28 Schweizerinnen und Schweizer in Afghanistan. (lha)

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