Mafia, Terror, organisierte Kriminalität. Dagegen kämpft Nicoletta della Valle (62) in ihrem Arbeitsalltag. Doch jetzt hat die Chefin des Bundesamtes für Polizei (Fedpol) genug. Per Ende Januar 2025 tritt sie von ihrem Posten zurück, wie der Bundesrat am Mittwoch mitteilt. In einer Medienmitteilung würdigt die Landesregierung das «unermüdlichen Engagement» der Fedpol-Direktorin.
2014 hatte della Valle ihren Chefposten angetreten. In ihre Amtszeit fiel unter anderem die Volksabstimmung über das umstrittene Anti-Terror-Gesetz, dank dessen die Polizei auch präventiv gegen Terroristen vorgehen kann.
Mafia-Warnerin und Xplain-Skandal
Immer wieder trat della Valle als Warnerin auf, zum Beispiel vor der Mafia. «Wir sehen auch Politiker, die sich mit Exponenten der organisierten Kriminalität zum Mittagessen treffen», sagte sie kürzlich in einem Interview mit den Zeitungen von CH Media. Die Schweiz sei mittlerweile nicht mehr nur Rückzugsort für die Mafia, sondern ein Operationsraum.
Sie beklagte sich auch über Personalmangel bei der Polizei. «Bei der Polizeidichte gemessen an der Bevölkerung liegt die Schweiz im europäischen Vergleich weit hinten», sagte sie gegenüber der «NZZ».
In della Valles Amtszeit fällt aber auch der Hackerangriff auf die IT-Firma Xplain. Das Unternehmen aus Interlaken BE hortete massenweise Daten des Fedpol – die im Darknet landeten. Daraufhin stieg auch der Druck aus das Parlament auf della Valle.
«Kraft, die nicht unendlich vorhanden ist.»
In einer E-Mail, die der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vorliegt, schreibt sie an die über 1000 Fedpol-Mitarbeitenden, es sei ihr «eine Ehre und eine Freude, Fedpol zehn Jahre durch zahlreiche stürmische Gewässer, über Berge und durch Täler zu führen». Sie erwähnte in der E-Mail auch, dass «die komplexen Strukturen, die Mechanik und die Logik der Politik» manchmal Nerven und Kraft gekostet hätten. «Kraft, die nicht unendlich vorhanden ist.» Der Zeitpunkt für einen Rücktritt sei aber ideal.
Die Fedpol-Chefin geht nach zehn Jahren im Amt. Die Stelle werde demnächst öffentlich ausgeschrieben. (bro)