Premiere im Militär
Erster muslimischer Armeeseelsorger ruft zum Gebet

Das Schweizer Militär schreibt Geschichte. Am Mittwoch hat der erste Imam im Militär seinen Dienst angetreten.
Publiziert: 29.06.2023 um 13:04 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2023 um 16:00 Uhr
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Armeeseelsorger Muris Begovic hat am Mittwoch erstmals zum muslimischen Gebet geladen.
Foto: Leserreporter

Es ist eine Premiere. Am Mittwoch hat zum ersten Mal ein Armeeseelsorger den Gebetsteppich ausgerollt. Muris Begovic (41) ist der erste muslimische Seelsorger bei der Armee. Ein Foto zeigt Begovic Richtung Mekka verneigt beim Feldgebet, gut ein Dutzend Soldaten tun es ihm gleich.

Das Gebet fand anlässlich des muslimischen Opferfests Bayram in der Ostschweiz statt. Einige Armeeangehörige muslimischen Glaubens hätten sich das gemeinsame Gebet gewünscht. Auch rund zwei Dutzend Angehörige anderer Glaubensrichtungen aus den Kompanien des Gebirgsschützenbataillons 6 nahmen an der Zeremonie teil.

Er ist für alle da

Das Gebet ist historisch. Noch bis vor rund einem Jahr konnten nur Katholiken, Reformierte und Mitglieder einer Freikirche als Seelsorger bei der Armee arbeiten.

Begovic ist zwar ein ausgebildeter Imam. Doch als Seelsorger kümmert er sich nicht nur um seine muslimischen Glaubensbrüder, sondern um alle Armeeangehörigen. Denn jede militärische Truppe bekommt einen Seelsorger zugeteilt, unabhängig vom religiösen Hintergrund. Laut dem Militär spielen weltanschauliche Themen ohnehin meist eine Nebenrolle, wenn sich ein Armeeangehöriger an den Seelsorger wendet. Sie kümmern sich vielmehr um das Wohl der Soldaten und stehen sogar bei Liebeskummer zur Seite.

Man befürchtete negative Reaktionen

Nebst Begovic als erstem muslimischem Seelsorger gibt es neu auch zwei Vertreter jüdischen Glaubens in der Armeeseelsorge. Gespräche mit weiteren Religionsgemeinschaften sind am Laufen. Es könnte also sein, dass es bald auch buddhistische und hinduistische Seelsorger gibt. Die Armee habe sich für Inklusion ausgesprochen, teilt das Militär auf Anfrage mit. Daher stehe man in der Verantwortung «eine Kultur zu fördern, in der bewusst, respektvoll und gewinnbringend mit Vielfalt umgegangen wird».

Öffentlich zur Inklusion zu stehen, damit hat die Armee aber offensichtlich noch Mühe. Aus Sorge vor negativen Reaktionen – offenbar auch von rechten Politikern – hat das Militär lange gezögert, das erste muslimische Feldgebet öffentlich zu machen, wie Blick weiss. Eine Anfrage von Blick blieb mehrere Tage unbeantwortet. Erst als auch andere Medien von der Zeremonie Wind bekamen, schickte das Militär am Donnerstagmittag schliesslich ein kurzes Statement. (rba)

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