Die Schwestern des neuen Bundesrats erinnern sich an Klein Cassis
«Ignazio war als Bub ein richtiger Bengel»

Zu Hause in Sessa TI weint die Mutter von Ignazio Cassis Tausend Freudentränen über die Wahl ihres einzigen Buben in die Landesregierung. Nach Bern gereist sind die drei grossen Schwestern des Neo-Magistraten und verraten, wie ihr Bruder früher alle zum Verzweifeln brachte.
Publiziert: 20.09.2017 um 19:24 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:24 Uhr
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«Wir sind so stolz auf unseren Bruder!», sagen die Schwestern des neuen FDP-Bundesrats Manuela Caviezel, Christine Gerosa und Mirna Cassis.
Foto: Blick

Sessa TI, ein winziges Bergdorf wenige Kilometer von der italienischen Grenze entfernt, Ende der Sechzigerjahre. Einen kleinen Buben nennen hier alle Dorfbewohner nur «il bastian contrario» – das ist ein lieb gemeinter italienischer Begriff für Menschen, die chronisch widersprechen und alles hinterfragen.

Gut 50 Jahre später, im Bundeshaus in Bern, wird just dieser Bub vor den Augen seiner drei älteren Schwestern Manuela, Christine und Mirna zum Landesvater gewählt. Im Gespräch mit Blick.ch erinnern sich die drei: «Unser Ignazio war schon im Kindergarten berühmt für seinen kritischen Geist. Er folgte nie auf Anhieb, wenn eine Autorität etwas befahl», sagen die drei Tessinerinnen einstimmig. Und sie verraten: «Ignazio war ein richtiger Bengel!»

Bundesrat und Mamis Liebling

Doch egal, was er ausfrass, für sein Mami Mariarosa (83) sei ihr jüngster und einziger Sohn immer «il cocco della mamma» – Mamis Liebling – gewesen. «Und er ist es bis heute geblieben», sagt Manuela. Und Mirna ergänzt: «Vermutlich ist er es seit heute sogar mehr denn je.»

Mamma Cassis fiebert aus der Ferne mit ihrem Sohn mit, die betagte Mutter des neuen FDP-Bundesrats konnte nicht mit dem restlichen Cassis-Fanklub in die Deutschschweiz reisen. «Für Mamma wäre es emotional viel zu aufwühlend gewesen, hier zu sein», sagen die Schwestern.

Die Schwestern ahnten, dass ihr Bruder dereinst Bundesrat wird

In den ersten Minuten nach der Wahl hätten sie mit ihr telefoniert. «Mamma hat Tausend Tränen der Freude vergossen», verraten die Schwestern. «Sie ist so glücklich und unglaublich stolz auf ihren einstigen Bengel.» Es sei einzig schade, dass «papà nicht mehr miterleben darf, wie sein Sohn zum Bundesrat wurde».

Die Familie hätte seit Jahren geahnt, dass sie dereinst einen «consiglio federale» unter sich haben würde. «Wir spürten, dass unser Bruder Bundesrat werden könnte. Spätestens als er Fraktionschef wurde, wussten wir es», sagt Christine Gerosa.

Der einstige Kantonsarzt und politischer Spätzünder sei immer mehr zum Vollblutpolitiker avanciert: «Er hat seine ganze Leidenschaft und Kraft nach Bern getragen, es wurde täglich immer klarer: Ignazio träumt davon, als Bundesrat der Schweiz dienen zu dürfen. Denn für unseren Fratellino ist die Politik kein Beruf – sie ist seine grosse Liebe.»

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