Der ehemalige FDP-Präsident Fulvio Pelli hatte nach Ihrer Wahl Tränen in den Augen. Welchen Anteil hat er an Ihrem Aufstieg?
Ignazio Cassis: Fulvio Pelli musste die ganze Last der Vertretung des italienischen Sprachgebiets auf seinen Schultern tragen, als er 2009 bei der Nachfolge von Pascal Couchepin auf eine Kandidatur verzichtete. Die Tessiner haben ihm das nicht verziehen, und er wurde 2011 nur noch knapp in den Nationalrat gewählt. Er hat ab diesem Moment immer wieder gesagt: Wir müssen eine Strategie haben, um dereinst einen Bundesrat unseres Landesteils zu haben.
Hat er Sie zum Bundesrat gemacht?
Es ging nicht um mich. Es ging um die gesamte italienischsprachige Deputation in Bern. Wer es letztendlich geworden ist, hat das Schicksal bestimmt. Wäre Doris Leuthard zurückgetreten, wäre Filippo Lombardi an meiner Stelle gewesen. Das war eine Teamarbeit. Wir mussten uns alle über die Jahre vorbereiten. Man kann nicht am Vorabend improvisieren und sagen: Ah ja, ich könnte auch noch Bundesrat werden. Diese langfristige Strategie hat Pelli schon früh mit Lombardi aufgegleist.
Hat er Ihnen schon früh gesagt: Bereite dich vor?
Er hat der ganzen Tessiner Deputation gesagt: Jeder, der jetzt neu kommt, muss sich auch mit dieser Idee auseinandersetzen. Das galt für mich, aber auch für Marco Romano oder Fabio Ragazzi. Wichtig war, dass wir uns geschlossen vorbereiteten. Pelli hatte recht: Man kommt nicht unvorbereitet in einen Bundesratswahlkampf. Als Parlamentstourist kommt man nicht in den Bundesrat.