Die Berner Polit-WG erwartete am Mittwoch hohen Besuch: Simonetta Sommaruga (61) kam zum Raclette-Abend in der Vierzimmer-Wohnung der Jungpolitiker im Berner Monbijou-Quartier vorbei. Die Bundesrätin bei den «Dreikäsehochs» sozusagen.
SVP-Nationalrat Mike Egger (29), Grünen-Kollegin Franziska Ryser (30) und FDPler Andri Silberschmidt (27) leben seit zwei Jahren in der spartanisch eingerichteten Zweck-WG. Um Hotel-Kosten während der vierteljährlich stattfindenden Parlaments-Sessionen und Kommissions-Sitzungen zu sparen, haben sie die überparteiliche Wohngemeinschaft nach den Wahlen 2019 gegründet.
Heisse Eisen am heissen Eisen
Einmal einen Bundesrat zu Gast: Das hätten sie sich von Anfang an gewünscht, sagt Egger. Sommaruga hat sich nicht zweimal bitten lassen. Als das Nationalrats-Trio der Umweltministerin eine Einladung schickte, sagte sie umgehend zu.
Bei Wein, viel Käse und einem Schnaps als Absacker haben die drei Parlamentarier und die Bundesrätin über drei Stunden allerlei «heisse Eisen» diskutiert, wie Egger erzählt. Während auf dem heissen Eisen in der Mitte der Käse schmolz. Der SVPler wollte sich mit Sommaruga vor allem über die Energieversorgung austauschen. Doch es ging nicht den ganzen Abend um Politik, wie Silberschmidt verrät. «Es war ein gemütlicher und ungezwungener Abend, an dem auch das Persönliche Platz hatte», sagt auch Grünen-Nationalrätin Ryser.
«Mir ist dieser Austausch sehr wichtig»
Sommaruga schätzte den Austausch ebenso. Es sei spannend gewesen, mit den drei politisch so unterschiedlichen Persönlichkeiten ins Gespräch zu kommen und zu erfahren, wie sie Politik und Beruf unter einen Hut bringen, erzählt sie. «Gerade für junge Menschen ist das eine besondere Herausforderung.»
Sie habe die Einladung der Polit-WG gern angenommen. «Einen offenen Austausch zu haben, auch wenn man sich politisch zum Teil überhaupt nicht einig ist, gehört zu den grossen Qualitäten unseres politischen Systems. Deshalb ist mir dieser Austausch sehr wichtig», so die Bundesrätin, die in ihrer Studienzeit ebenfalls in einer WG gelebt hat.
Auch für Egger war es ein Znacht mit Symbolkraft: «Es ist ein Beweis, dass man trotz Meinungsdifferenzen in der Schweizer Politik immer wieder aufeinander zugeht und das Gesellschaftliche pflegt.»