Der Zürcher SVP-Nationalrat und «Weltwoche»-Chefredaktor und -Verleger Roger Köppel (55) hat wenig Verständnis für das Verhalten vieler Politikerkollegen während der Corona-Pandemie. Gar kein Verständnis zeigt Köppel dafür, dass der Gastro-Lockdown nicht auch für das Bundeshaus-Restaurant und die Parlamentarier gilt.
Stein des Anstosses ist das Restaurant Galerie des Alpes im Bundeshaus, das gemäss den Parlamentsdiensten als Kantinenbetrieb eingestuft wird. Zutritt haben lediglich Personen mit Zugang zum Bundeshaus. Während der Wintersession blieb das Restaurant je nach Sitzungsschlüssen länger offen, damit sich Politiker im Bundeshaus dort verpflegen konnten, weil Restaurants in Bern um 19 Uhr schlossen.
«Während alle Beizen in der Schweiz schliessen müssen, wurden die Öffnungszeiten des Bundeshaus-Restaurants sogar auf 22 Uhr ausgedehnt.» Mit diesen Worten enerviert sich Köppel auf «TeleZüri», wo ihm FDP-Präsidentin Petra Gössi (44) und Ex-Grünen-Chefin Regula Rytz (58) gegenüberstanden.
«Abgekoppelte» Politik
Köppel nimmt die angeblichen Privilegien von Politikern zum Anlass, gleich in grossem Bogen über die politische Klasse der Schweiz herzuziehen. Politiker hätten derzeit «nichts zu befürchten», während die breite Bevölkerung mit scharfen Einschränkungen für die Versagen von Verantwortlichen, insbesondere auch in Pflegeheimen, büssen müsse.
Worüber sich Köppel besonders echauffiert: Dass sich «Politiker während der letzten Corona-Session nicht an Abstands-, Hygiene- und Sicherheitsregeln gehalten haben, die für alle in diesem Land gelten». In der Cafeteria im Bundeshaus sah er Abgeordnete «Schulter an Schulter eng zusammensitzen, ohne Masken», darunter auch die «obersten Corona-Lockdown-Prediger» des Landes.
«Das ist einfach ein Affront für all die Leute, die da draussen durch die Massnahmen der Politik zusammengetrümmert werden. Und die Politiker», so Köppel, «die das beschliessen, halten sich nicht daran. Das ist unglaublich.» Köppel fragt, wo das Opfer sei, das Politiker bringen. Er sprich von einer «ganz gefährlichen Entwicklung». Die Politik habe sich «abgekoppelt von evidenzbasiertem, rationalem Handeln». (kes)