Lange hatten sie im leeren Haus an der Junkerngasse 54 Freiraum zum Spuken. Über die Geister, die dort angeblich ihr Unwesen treiben, wurde unter den Berner Lauben einst viel gemunkelt. Heute glaubt kaum jemand mehr daran – aber niemand weiss genau, was im Spukhaus in der Berner Altstadt genau zu- und hergeht.
Das über 600 Jahre alte Haus war nämlich nie dauerhaft bewohnt. Seit 1934 ist es im Besitz des Bundes – zusammen mit dem Von-Wattenwyl-Haus gleich gegenüber. Das war allerdings in regem Gebrauch – auch der ein oder andere Magistrat hat dort logiert, etwa alt Bundesrätin Doris Leuthard (61).
Die Geister müssen weichen
Nun haben sich mutige Handwerker für längere Zeit ins Haus gewagt und das Gespensterhaus für 1,5 Millionen Franken wohnlich gemacht. Jetzt ist es so weit: Das Haus sucht eine Mieterin oder einen Mieter, wie der «Bund» berichtet.
Eigentlich hat das zuständige Bundesamt einen Mieter innerhalb der Bundesverwaltung gesucht. Verschiedene Bundesämter wurden «aufgrund potenzieller Interessen» angefragt, schreibt das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) auf Anfrage von Blick.
Kein Magistrat will einziehen
Vielleicht geht bei den Staatsangestellten aber noch immer Angst und Schrecken um. Niemand wollte nämlich ins Geisterhaus einziehen. Entweder hätten die angefragten Stellen keinen Bedarf oder kein Nutzungskonzept für diese spezielle Liegenschaft gehabt, so das BBL.
Das, obwohl Handwerker die spartanischen Räume in eine luxuriöse Wohnung verwandelt haben. Das zeigt das veröffentlichte Wohnungsinserat. Im ersten Stock befindet sich ein Atelier oder ein Büro, im zweiten Stock ein offener Koch- und Essbereich, im dritten Stock das Wohnzimmer.
Garage mitten in der Altstadt
Im Dachgeschoss gibt es sogar Platz für eine frei stehende Badewanne. Und obwohl sich die Liegenschaft unmittelbar an der Busstation Rathaus befindet, wird im Erdgeschoss eine Garage eingebaut – entgegen ursprünglicher Pläne, dort ein Ladenlokal zu beherbergen.
Der Archäologische Dienst des Kantons Bern hat nämlich beantragt, dass mitten im Unesco-Welterbe der Berner Altstadt kein Kellergeschoss entstehen soll. Die Haustechnikzentrale musste also ins Erdgeschoss – was die geplante Ladenfläche so stark reduziert hätte, dass man sich dann nur für die Garage entschieden hat.
Flucht auf die andere Strassenseite
Trotz dieser Aussichten dürfte es nicht ganz einfach sein, eine künftige Bewohnerin zu finden. Der Mietpreis beträgt nämlich stolze 5200 Franken pro Monat, plus 620 Franken monatliche Nebenkosten.
Falls aber doch bald jemand den Geistern den Platz streitig macht, könnten diese vielleicht gleich gegenüber im Von-Wattenwyl-Haus Zuflucht finden. Das steht momentan nämlich ebenfalls leer, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete. Jetzt wird das Haus erstmal saniert.