Die AHV-Reform bringt die Frauen auf die Barrikaden. Auf beiden Seiten! Am Montag präsentierte eine bürgerliche Frauenallianz ihre Argumente für die Reform. Doch auch die Nein-Seite mobilisiert massiv.
Mit dabei ist auch die Bewegung Campax, die mit dem feministischen Streik und den Kollektiven in den Kantonen zusammenspannt. Geplant sind Basisaktivitäten in fast allen Kantonen, wie Campax-Kampagnenleiterin und SP-Kantonsrätin Virginia Köpfli (27, ZG) erklärt. «Wir wollen mit möglichst vielen Leuten direkt in Kontakt treten – etwa über Politabende, Nachbarschafts-Aktivitäten und einer Tür-zu-Tür-Kampagne.» Klinkenputzen gegen das höhere Frauenrentenalter also.
Rentenlücke als Hauptargument
Denn Frauenrentenalter 65 kommt für die Aktivistinnen nicht infrage. Eine – nicht repräsentative – Umfrage bei der Campax-Basis mit über 3000 Teilnehmenden zeigt nämlich: 59 Prozent lehnen das höhere Frauenrentenalter ab, 35 Prozent sind dafür. Der Rest steht der Frage neutral gegenüber.
Als Hauptargument gegen die AHV-Reform spricht aus Sicht der Campax-Basis die Rentenlücke bei den Frauen. Starkes Gewicht erhält auch das Argument, dass gleiches Rentenalter für alle als Teil der Gleichstellung gesehen wird – wobei offen bleibt, ob dies etwa auch über eine Rentenaltersenkung bei den Männern erreicht werden könnte.
Was in der Befragung zudem auffällt: Für eine Flexibilisierung des Rentenalters ist eine deutliche Mehrheit von 60 Prozent durchaus zu haben. Allerdings findet es eine Mehrheit falsch, Anreize zu schaffen, damit die Leute über 65 hinaus arbeiten.
Die mit der AHV-Reform verknüpfte Mehrwertsteuer stösst mit 54 Prozent Nein ebenfalls auf Ablehnung. Nur 34 Prozent sind dafür.
«Schwaches Trostpflaster»
Die Umfrage zeige, dass das Thema durchaus kontrovers diskutiert werde, kommentiert Köpfli. «Die Campax-Community ist aber mehrheitlich gegen die Reform, weil die Situation der Frauen im Alter weiter verschlechtert wird.»
Deshalb wird Campax ihren Fokus auf die Rentensituation der Frauen ausrichten. «Es sind mehrheitlich Frauen, die von Altersarmut betroffen sind. Daran ändert die Reform nichts», sagt Köpfli. Und: «Die Kompensationsmassnahmen sind ein schwaches Trostpflaster. Nur gerade neun Frauenjahrgänge erhalten einen Ausgleich – alle anderen arbeiten länger für weniger Rente!» Problematisch sei dies insbesondere für Frauen in harten körperlichen Berufen, die heute schon zu wenig Rente hätten und sich eine Frühpensionierung nicht leisten könnten.
Grundsätzlich sei ein gleiches Rentenalter nicht per se schlecht, so Köpfli. Eine Angleichung der Rentenalter komme aber nur infrage, wenn auch in anderen Bereichen eine Gleichstellungsoffensive stattfinden würde – beispielsweise bei den Löhnen oder der unbezahlten Care-Arbeit. «Es kann doch nicht sein, dass die Gleichstellung mit einer Verschlechterung für die Frauen beginnt. Das ist eine Frechheit gegenüber den Frauen.»