Die Affäre rund um das Bündner Baukartell zieht weitere Kreise. Wegen Amtsmissbrauchs und Urkundenfälschung im Amt muss sich nun ein Bündner Kantonspolizist vor Gericht verantworten. Der zuständige ausserordentliche Staatsanwalt hat vor wenigen Tagen beim Regionalgericht Prättigau-Davos Anklage erhoben, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet.
Der Polizist soll einen Kriminalrapport, den er zu einem Einsatz gegen Adam Quadroni erstellt hatte, mit unzutreffenden Angaben versehen haben. Es geht um eine behördliche Aktion vom November 2017 gegen Quadroni. Dieser hatte Jahre zuvor als Whistleblower das Unterengadiner Baukartell auffliegen lassen.
Widerspruch entdeckt
Polizisten waren Mitte November 2017 bei Quadroni in Ramosch erschienen, um Gegenstände seiner Kinder zu holen. Er müsse die Spielsachen der Ehefrau übergeben, hatte ein Richter angeordnet. Die mit ihrem Mann zerstrittene Frau war mit den Kindern schon länger ausgezogen. Beim Einsatz wurde Quadroni von Polizisten überwacht, während die Ehefrau die Gegenstände aus dem Haus trug.
Im Polizeirapport sei später vermerkt worden, Quadroni habe den Polizisten mit Gewalt gedroht. Das habe aber nicht zugetroffen, die Grenadiere hätten zu Protokoll gegeben, er habe sich korrekt verhalten. Diese Aussagen seien in der Endfassung des Rapports jedoch nicht mehr aufgetaucht, schreibt die «NZZ am Sonntag».
Falsche Behauptungen aufgestellt
Den Widerspruch habe der frühere Zürcher Oberstaatsanwalt Andreas Brunner bemerkt, der im Auftrag der Bündner Regierung die Vorgänge untersuchte. Brunner habe festgestellt, dass der Polizist im Rapport die entlastenden Aussagen der Grenadiere nicht nur ignorierte, sondern sogar behauptete, sie hätten sich gar nicht zu Quadronis Verhalten geäussert.
Der ausserordentliche Staatsanwalt, der im Fall Quadroni die Strafuntersuchungen führt, sei zum Schluss gekommen, dass sich ein Polizist schuldig gemacht habe.
Schon am 16. September findet in Davos der Prozess gegen den Richter statt, der 2017 die Polizeiaktion gegen Quadroni angeordnet hatte. Er soll dabei unrechtmässig vorgegangen sein und das Amt missbraucht haben. Die Verhandlung gegen den Polizisten sei noch nicht terminiert.