Die «Affäre Kopp» ist einer der grössten Polit-Skandale der Schweizer Geschichte. Die erste Bundesrätin des Landes musste Ende 1988 unter massivem öffentlichen Druck zurücktreten.
Ihrem Ehemann wurde vorgeworfen, Steuern hinterzogen zu haben. In den folgenden Ränkespielen stand ein Telefonanruf vom 27. Oktober der Bundesrätin an ihren Ehemann im Zentrum.
In diesem soll sie ihren Mann zum Rücktritt aus dem Verwaltungsrat einer Firma geraten haben, die gemäss einem Medienbericht in dubiose Geschäfte verwickelt sei. Das wurde den beiden zum Verhängnis.
Nun giesst der Soziologe und damalige Nationalrat Jean Ziegler (SP) neues Öl ins Feuer. In einem BLICK-Interview behauptet er beiläufig, dass der damalige Bundespräsident Otto Stich Abhörprotokolle des Telefonanrufs von den Amerikanern erhalten habe.
Eine brisante Aussage! Und ein happiger Vorwurf an die USA – denn das würde bedeuten, dass die Amis die Schweizer Regierung belauschen. Doch stimmt Zieglers Darstellung?
Der damalige Präsident der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK), Moritz Leuenberger (SP), hält auf Anfrage fest, dass der Abhör-Verdacht schon damals im Raum stand. Man habe ihn aber nicht erhärten können, so der spätere Bundesrat.
Auch René Lüchinger hat keine Hinweise, dass die Kopps überwacht wurden. Der Journalist und heutige BLICK-Chefpublizist hat die Affäre detailliert untersucht und ein Buch darüber publiziert.
«Im Rahmen meiner Recherchen habe ich alles verfügbare Material gesichtet und keine Hinweise registriert, wonach die Gespräche überwacht wurden.»
Zwar kenne er den Wortlaut des vieldiskutierten Telefonats, allerdings dank Stenographie-Protokollen von Hans W. Kopp. Dass eine Audio-Datei existiere, bezweifelt er. (vuc/jow)