Die teuren Kirschen, die man bei der Selbstzahler-Kasse nicht scannt, oder ein Käse, der direkt in die Tasche wandert statt aufs Kassenband: Für die meisten Menschen kommt das – jedenfalls gemäss eigener Aussage – nicht infrage.
Für gewisse allerdings schon. Und wie eine neue Auswertung zeigt, befinden sich unter diesen Ladendieben besonders häufig Personen, die mit den Grünen sympathisieren. Herausgefunden hat das Delinquenzforscher Dirk Baier von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), der im Auftrag der «SonntagsZeitung» untersucht hat, ob es einen Zusammenhang zwischen kriminellem Verhalten und Parteiaffinität gibt. Datengrundlage war eine bereits vorhandene Umfrage.
Mitte-Anhänger sind am bravsten
Und diesen Zusammenhang gibt es eben tatsächlich. 19 Prozent der Personen, die die Grünen wählen oder mit ihnen sympathisieren, gaben laut der «SonntagsZeitung» an, schon einmal im Laden gestohlen zu haben.
Auf den Plätzen zwei und drei folgen GLP- und SP-Anhänger, bei denen 15 beziehungsweise 14 Prozent schon einmal etwas mitgehen liessen. Bei den FDP-Sympathisanten sind es 12 Prozent, bei jenen der SVP 11. Am gesetzestreusten sind die Mitte-Anhänger: Von ihnen hat nur jeder zehnte gemäss eigener Aussage schon einmal im Laden gestohlen. Die Zahlen sind um mögliche andere Einflussfaktoren wie Alter oder Geschlecht bereinigt.
Auch bei der Sachbeschädigung stehen die Grünen-Anhänger zuvorderst, allerdings sind die Unterschiede da viel geringer als bei den Ladendiebstählen. Acht Prozent haben schon einmal etwas beschädigt. Auf Platz zwei folgen bei dieser Deliktskategorie die SVP-Sympathisanten, auf dem letzten Platz wiederum jene, die der Mitte nahestehen: Fünf Prozent geben an, schon einmal mutwillig etwas kaputt gemacht zu haben.
Aufstand gegen den Kapitalismus
Wie lassen sich die Unterschiede erklären? Für Jugendpsychologe Alan Guggenbühl liegt es auf der Hand: «Jugendliche, die mit links-grünen Parteien sympathisieren, wollen gesellschaftlich etwas verändern. Sie neigen eher dazu, Regeln zu brechen», sagt er in der «SonntagsZeitung». In gewissen Gruppen sei Stehlen «eine Art Initiationsritual». «Diese Jugendlichen haben keine schlechten Gefühle beim Klauen, weil sie es als Aufstand gegen den Kapitalismus, gegen Bonzen und Abzocker verstehen.» Das sieht auch Dirk Baier, der die Untersuchung durchgeführt hat, als Erklärung.
Die Jungen Grünen wollten sich gegenüber der Zeitung zum Resultat nicht äussern. Die Studie sei «nicht schweizweit repräsentativ», so die Begründung von Julia Küng, Co-Präsidentin der Jungen Grünen. (lha)