BLICK hinter die Story: Holocaust-Vergleich und Stalking-Affäre
Zwei Skandale, zwei Rücktritte

Zwei Skandale erschütterten 2017 Bundesbern: Der Holocaust-Vergleich von Jonas Fricker (Grüne) und die Stalking-Affäre um Yannick Buttet (CVP). Beide führten zu Rücktritten – auf sehr unterschiedliche Art.
Publiziert: 29.12.2017 um 12:50 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2018 um 22:09 Uhr
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Zwei Skandale erschütterten die Schweizer Politik 2017: Einerseits der Fall Jonas Fricker (Grüne) und dessen Holocaust-Vergleich ...
Foto: EQ Images
Julien Duc
  • Holocaust-Vergleich: Jonas Fricker (Grüne) vergleicht am 28. September Tiertransporte mit der Deportation von Juden nach Auschwitz.

  • Zwei Tage später nimmt Fricker trotz Entschuldigung für seine Aussagen den Hut.

  • Stalking-Affäre: Zu Beginn der Wintersession wird publik, dass eine Frau Anzeige gegen Yannick Buttet (CVP) eingereicht hat. Zudem sagen mehrere Parlamentarierinnen, er habe sie belästigt.

  • Knapp drei Wochen später (17. Dezember) legt Buttet sein Amt als Nationalrat nieder.

Zwei Skandale sorgten 2017 für Gesprächsstoff unter der Bundeshauskuppel. Einerseits der Holocaust-Vergleich des Grünen Jonas Fricker (40), andererseits der Stalking-Skandal um den CVPler Yannick Buttet (40). Beide traten in der Folge aus dem Nationalrat zurück. BLICK rollt die beiden Ereignisse nochmals auf.

Der deplatzierte Vergleich von Jonas Fricker

Der Grünen-Politiker Jonas Fricker (AG) warb in der Herbstsession für die parteieigene Fairfood-Initiative. Der Aargauer wollte auf die miserablen Zustände in der Massentierhaltung hinweisen und liess sich dabei zu einem unhaltbaren Vergleich hinreissen.

Als er das letzte Mal eine Dokumentation über Transporte von Schweinen gesehen habe, seien ihm unweigerlich die Bilder der Massendeportation von Juden nach Auschwitz aus dem Film «Schindlers Liste» in den Sinn gekommen. «Die Menschen, die dort deportiert wurden, die hatten eine kleine Chance zu überleben. Die Schweine fahren in den sicheren Tod», sagte Fricker im Nationalrat.

«Das ist das stärkste Zeichen, das ich setzen kann», sagt Jonas Fricker (rechts, daneben Fraktionschef Balthasar Glättli) zu seinem Rücktritt.
Foto: ANTHONY ANEX

Rücktritt trotz aufrichtiger Entschuldigung

Fricker entschuldigte sich sofort für den «unangemessen Vergleich, den ich in meiner Naivität gemacht habe». Selbst der Schweizerische Israelitische Gemeindebund nahm die Entschuldigung an.

Zwei Tage nach seinem fatalen Vergleich erklärte Fricker dennoch seinen Rücktritt aus dem Nationalrat. Der Holocaust sei ein grauenvolles Verbrechen, das keine Vergleiche zuliesse. «Das ist das stärkste Zeichen, das ich setzen kann», schrieb Fricker in der Mitteilung zu seinem Rücktritt. Der Druck der eigenen Partei dürfte aber auch eine Rolle gespielt haben.

Stalking-Affäre um Yannick Buttet

Viel länger zog sich die Affäre um den erzkonservativen CVP-Nationalrat Yannick Buttet (VS) hin. Begonnen hat sie am 30. November. An diesem Tag wurde publik, dass gegen Buttet Untersuchungen laufen, weil er seine Ex-Geliebte gestalkt haben soll. Der Walliser zog sich in der Folge zurück, meldete sich krank und verweigerte das Gespräch mit der Parteileitung. Im Gegensatz zum Fall Fricker forderte BLICK, dass Buttet aus dem Nationalrat zurücktreten müsse. Doch er dachte nicht daran.

Erst, als immer mehr belastendes Material an die Öffentlichkeit drang, unternahm der Walliser diesen Schritt. So stellte sich heraus, dass Buttet unter Alkoholeinfluss auch Ratskolleginnen körperlich bedrängt hat. Gleich vier Parlamentarierinnen bezichtigten ihn des sexuellen Übergriffs.

Da war er noch in Amt und würden: Der damalige CVP-Nationalrat und -Vizepräsident Yannick Buttet am Sommerkongress seiner Partei. (Archiv)
Foto: MARTIAL TREZZINI

Sexismusdebatte im Bundeshaus

Daraufhin verkündete Buttet seinen Rücktritt vom nationalen Politparkett. Doch nicht etwa wegen dieser schweren Anschuldigungen, sondern um «meine Familie und mein persönliches Umfeld zu schützen und die notwendige Ruhe für meinen Heilungsprozess zu schaffen», so die Erklärung des zweifachen Familienvaters. Er ist wegen Alkoholsucht in Behandlung.

 

Mit der Affäre Buttet erreichte die internationale Sexismusdebatte – Stichwort MeToo – das Bundeshaus. Die Ratspräsidenten Dominique de Buman (61, CVP) und Karin Keller-Sutter (54, FDP) verabschiedeten sogar eine Weisung, die den Unterschied zwischen einem Flirt und einer Belästigung aufzeigt. Ausserdem wurde eine Anlaufstelle bestimmt, wo sich Betroffene melden können.

BLICK hinter die Story

BLICK-Redaktoren blicken zurück auf das Jahr 2017 und berichten über die Geschichte hinter der Story. Dabei verraten sie Witziges, Erstaunliches, Bewegendes, Unerwartetes und Berührendes.  Entdecken Sie, wie es zu dem Bericht kam und was danach passierte.

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