«Kein Schritt links und zweimal rechts», singt die SVP. Derzeit aber zieht sie sich vor allem Schritt für Schritt zurück. Kaum veröffentlicht, war denn auch ihr Wahlkampf-Song schon wieder weg. Youtube hatte «Das isch d'SVP» letzte Woche gesperrt, nachdem der Musikkonzern Sony eine Urheberrechtsverletzung geltend gemacht hatte.
Dann gab die Partei vorerst klein bei und löschte den Song auch von anderen Plattformen, so etwa von Spotify und Apple Music. Auf Youtube heisst es inzwischen, das Video sei «vom Uploader entfernt» worden. Auch von der SVP-Website lassen sich nur noch Song-Text und Flyer herunterladen.
«Bitte löscht all eure Posts»
Und nun geht die SVP noch einen Schritt weiter. In einer internen Mitteilung ruft sie Mitglieder und Sympathisanten dazu auf, das Song-Video «von sämtlichen Kanälen, auf denen ihr es geteilt habt» zu löschen. Und: «Bitte löscht all eure Posts, die mit dem Video in Zusammenhang stehen.»
Das könnte darauf hindeuten, dass die SVP im Urheberrechtsstreit um den Song unter Druck geraten ist. Der Refrain ihres Songs hat unverkennbar Ähnlichkeiten mit dem Song «We are Family» der Band Sister Sledge. Schlimmstenfalls droht ein jahrelanger Rechtsstreit.
SVP-Nationalrat Thomas Matter (57), Komponist und Produzent des Songs, hatte stets versichert, die Vorwürfe, abgekupfert zu haben, seien nicht gerechtfertigt. Man habe das Lied selbst getextet und komponiert.
Matter hatte sich letzte Woche im Blick auch noch zuversichtlich gezeigt, «dass wir nächste Woche wieder live sind». Am Montag wollte er den neuen Aufruf an die SVP-Sympathisanten nicht kommentieren. Im Aufruf verspricht die Partei ihren «lieben Protagonisten» aber, dass sie sich schon bald wieder mit neuen Infos melde.
Mit dem Falschen angelegt
Komponiert hat den weltbekannten Song «We Are Family» der US-Produzent Nile Rodgers (70). Er hatte auf X mitgeteilt, die Verwendung seines Songs durch die SVP «oder jeden anderen, der sich nicht an die Werte dieses Lieds und aller anständigen Menschen» halte, zu verurteilen.
Rodgers ist Teilhaber des Hipgnosis Songs Funds, einer Investmentfirma, die Songrechte kauft – es ist also Rodgers Geschäft, Urheberrechte zu verteidigen. Und er will offenbar Ernst machen.
Die SVP könne sagen und glauben, was sie wolle, doch sie dürfe nicht ohne Erlaubnis etwas verwenden, das er geschaffen habe, schreibt Rodgers. Es ist eine deutliche Kampfansage an die SVP. (dba)