Die Waadt trat mit ihrer Impf-Ansage eine Welle los. Am Montag verkündeten die Westschweizer, von nun an auch 18-Jährige zu impfen. Nun zünden weitere Kantone ebenfalls den Impf-Turbo für Junge.
Ab Mitte Mai vergibt Solothurn Termine an die breite Bevölkerung. Ebenso wie der Aargau: Wenn die angekündigten Mengen an Impfdosen auch wirklich geliefert werden, möchte man im Mai die Impftermine auch für Junge freigeben.
«De Schneller isch de Gschwinder»
Auch Uri wird demnächst Impftermine für alle ab 16 Jahren aufschalten. Freiburg öffnet die Anmeldung für alle, sobald die über 50-Jährigen geimpft sind. Das wird spätestens übernächste Woche der Fall sein. Etwas später plant Basel-Landschaft die Impf-Öffnung.
Zwar sollen ausgewiesene Risikopersonen auch dann noch Vorrang haben. Abgesehen davon aber gilt: «De Schneller isch de Gschwinder.»
BAG hält an Alters-Empfehlung fest
Damit setzen sich die Kantone über die Impfempfehlung des Bundes hinweg. Dessen Devise lautet nämlich: Je älter, desto schneller impfen.
Das betonte Virginie Masserey (56), Leiterin der Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Dienstag nochmals ausdrücklich.
Man dürfe die Impfungen für alle öffnen, die BAG-Empfehlung bleibe aber: «Ältere sollten weiterhin priorisiert werden.»
«Empfehlung ist nicht Pflicht», heisst es aus dem Kanton Solothurn. Zumal ein «Grossteil der wirklichen Risikogruppe» entweder bereits geimpft sei oder zumindest einen Termin habe. «Es geht uns auch um den gleichberechtigten Zugang», erklärt Güvengül Köz, Sprecherin der Gesundheitsdirektion. «Wir wollen allen Menschen, die sich tatsächlich impfen lassen wollen, eine Perspektive und Wertschätzung schenken.»
Impf-Turbos bekommen Zuspruch von oben
Nach dem Prinzip «First come, first served» zu impfen, mache zudem die Koordination einfacher – gerade in Hausarztpraxen könne es sonst schnell unübersichtlich werden. Je mehr Untergruppen der Impfplan habe, desto komplizierter sei dessen Umsetzung.
Die Turbo-Impfer rufen Kritiker auf den Plan. «Ich fände es sinnvoller, zuerst die Älteren zu impfen. So verhindert man mehr schwere Verläufe», sagt Christoph Berger (59), Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen. Aber die Kantone seien frei: «Wenn alle besonders Gefährdeten geimpft sind, können sie das so machen.»
Aus der Regierung hingegen gibt es Support für die Kantone: Gesundheitsminister Alain Berset (49) meinte am Dienstag kulant: «Wenn alle Risikopersonen die erste Dosis erhalten haben, gibt es keinen Grund, die breite Bevölkerung weiter von den Impfungen auszuschliessen.»
Wallis ist besonders strikt
Andere Kantone halten sich immer noch strikt an die BAG-Empfehlungen. «Das Alter spielt bei uns die Hauptrolle in der Impf-Rangliste», so der Kanton Glarus. Das gilt auch in Basel-Stadt, Appenzell Ausserrhoden, Graubünden, Obwalden und im Thurgau. Grund dafür ist auch die Unsicherheit über die Zuverlässigkeit von weiteren Impfstofflieferungen. Die Walliser etwa halten deshalb die Dosen für die zweite Impfung strikt zurück.
«Nur wenn in der nächsten Zeit deutlich mehr Impfstoff eintreffen würde, könnte man beginnen, auch Junge zu impfen», erklärt die Nidwaldner Gesundheitsdirektion.