Berner Platte – die Blick-Kolumne von Aline Trede
Pfui PFAS!

Aline Trede über den Kampf gegen ewige Chemikalien – und den Schutz unserer Gesundheit.
Publiziert: 09.02.2025 um 09:40 Uhr
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Aline Trede, Nationalrätin und Fraktionschefin der Grünen.
Foto: keystone-sda.ch
Aline Trede*

PFAS – das sind ewige Chemikalien. Ewig darum, weil sie fast nicht mehr aus der Umwelt entfernt werden können. Sie existieren fast überall: in Lebensmitteln, im Trinkwasser, in der Natur. PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) werden gebraucht, um beispielsweise Oberflächen wasserabweisend zu machen oder auch für Pflanzenschutzmittel. Sie sind in Textilien, Reinigungsmitteln oder Löschschäumen. Neuste Laboruntersuchungen zeigen: In vier von zehn Mineralwassern sind kleine Mengen eines Unkrautvernichters, von Pilzgift, Mikroplastik oder PFAS enthalten. Das ist besorgniserregend. PFAS und Mikroplastik können einen Einfluss auf unsere Gesundheit haben, und vor allem reichern sie sich in der Natur und in uns Menschen an. Ähnliche Erfahrungen haben wir mit Amalgam und Quecksilber gemacht. Diese Stoffe sind heute nicht mehr in Alltagsgegenständen zu finden.

Trotz all dem Wissen, den neusten Erkenntnissen, den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte und der grossflächigen Verunreinigung hat letzte Woche Bundesrat Albert Rösti entschieden, für das hochgiftige Insektizid Deltamethrin keinen Grenzwert festzulegen. Ein Insektizid, das schon in sehr kleinen Mengen verheerende Auswirkungen auf Wasserorganismen hat. Schon lange warnen Fachleute vor den Gefahren dieses Insektizids und fordern klare Grenzwerte, um unser Wasser zu schützen. Die Argumentation des Bundesrats und des Bauernverbands: Ein Verbot solcher Stoffe könnte die landwirtschaftliche Produktion beeinträchtigen.

Dann kann doch die Konsequenz daraus nicht sein: Okay, wir erteilen Grenzwerten eine Absage und lassen alles, wie es ist? Dann muss eine Alternative für die Landwirtschaft gefunden werden – und zwar schnell. Es ist ein zu kurzfristiges Denken, wenn weiterhin solche Stoffe, egal aus welcher Branche, in die Umwelt gelangen.

Erinnern Sie sich an letztes Jahr, als im Kanton St. Gallen Fleischwaren aus den Regalen genommen werden mussten, weil die PFAS-Grenzwerte überschritten wurden? Es gibt für PFAS bereits heute gute Alternativen, international wird gegen die Anreicherung der Stoffe in der Natur angekämpft, und es muss versucht werden, sie wieder aus der Natur zu entfernen. Das sollte das Ziel sein, nicht das «Weiter wie bisher». Für unsere Gesundheit und den Schutz der Natur.

* Aline Trede ist Fraktionschefin der Grünen im Nationalrat und Umweltwissenschaftlerin. Sie schreibt hier jeden zweiten Sonntag – im Turnus mit SVP-Nationalrat Alfred Heer.

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