Benimmtest für Flüchtlinge unter Beschuss
«Höchstens eine Pseudo-Sicherheit»

Asylsuchende, die den Benimmtest nicht bestehen, dürfen nicht in den Ausgang, fordert BDP-Nationalrat Lorenz Hess. Seine Idee stösst links wie rechts auf Widerstand.
Publiziert: 26.01.2016 um 21:54 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 01:50 Uhr

Der Berner BDP-Nationalrat Lorenz Hess fordert in einem Vorstoss nicht nur schweizweit obligatorische Benimmkurse für Asylsuchende, sondern dazu auch gleich noch Benimmtests! Wer die Prüfung nicht schafft, darf nicht in den Ausgang.

Die Idee von Benimm- und Aufklärungskursen findet SP-Nationalrätin Silvia Schenker (BS) den richtigen Ansatz: «Es ist wichtig, dass man insbesondere jungen Männern Elementares über unsere Kultur und die Spielregeln im Umgang mit Frauen vermittelt. Denn viele Flüchtlinge kommen aus Ländern mit einem völlig anderen Frauenbild.»

SP-Schenker: «Pseudo-Sicherheit»

Dass diese Kurse aber auch mit einem Test und allenfalls mit einem Ausgeh-Verbot verknüpft werden, hält sie für falsch: «Eine solche Prüfung bringt doch nichts. Sie schafft höchstens eine Pseudo-Sicherheit. Nur wenn einer alle Antworten kennt, heisst das doch noch lange nicht, dass er keine Probleme mehr macht.» 

SP-Nationalrätin Silvia Schenker (BS).

Schenker will selber in Bundesbern tätig werden. Vorerst nur mit einer Interpellation: «Der Bundesrat soll in einer Bestandesaufnahme zuerst aufzeigen, welche Kurse und Angebote es heute in den Kantonen gibt, und wo er noch Handlungsbedarf sieht.» Dann könne man weiterschauen. Klar ist für sie aber: «Es braucht ein schweizweit einheitliches Vorgehen in der Frage, was man den Asylsuchenden vermitteln will und soll.»

SVP-Glarner: «Noch mehr Bürokratie»

Auf pure Ablehnung stösst der Hess-Vorstoss bei SVP-Nationalrat Andreas Glarner (AG): «Das ist reine Symptombekämpfung und bedeutet nur noch mehr Bürokratie, von welcher einzig die Sozialindustrie lebt», sagt er. Von Benimmkursen oder Tests hält er gar nichts. «Stattdessen müssen wir die Grenzen schliessen. Und bei denen, die hier sind, die Verfahren rasch abschliessen und die Leute heimschaffen.»

SVP-Nationalrat Andreas Glarner (AG).
Foto: Keystone

Einzig für die Idee gemeinnütziger Arbeit für die Asylsuchenden, welche Hess in seinem Vorstoss ebenfalls zum Thema macht, mag sich Glarner zumindest ansatzweise erwärmen: «Die Leute müssen selbst für ihren Unterhalt aufkommen, in welcher Form auch immer.»

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