Es ist ein Weckruf von Pascal Strupler: «Leute, es ist noch nicht vorbei!». Die steigenden Fallzahlen in den letzten Tagen bereiten dem Direktor des Bundesamt für Gesundheit (BAG) grosse Sorge. «Wenn wir uns jetzt nicht an die Distanz- und Hygieneregeln halten, schaffen wir einen Freipass für das Virus.»
69 neue Corona-Fälle meldet das BAG heute. 58 waren es gestern. So hoch waren die Werte zuletzt im Mai. Das sei «beunruhigend», sagt Strupler. «Spätestens wenn sich die Fallzahlen wieder verdoppeln, haben wir ein Problem.»
Wo ist das Virus?
Das Virus scheint aus den Köpfen der Menschen verschwunden. Sorglosigkeit machte sich in den letzten Tagen auf den Strassen breit. Restaurants und Parks sind wieder voll, Züge gut besetzt – nur Masken sieht man selten. «Die Disziplin lässt eindeutig nach», sagt Strupler. Das sei zwar verständlich, doch gerade jetzt müssten wir uns an der Nase nehmen.
Die meisten Ansteckungen passieren derzeit in der Schweiz. Doch wie das Bundesamt für Gesundheit am Donnerstag vermeldete, werden etwa 15 bis 20 Prozent der Fälle aus dem Ausland importiert. Also durch Menschen, die neu in die Schweiz einreisen oder solche die aus dem Ausland zurückkehren. Eine Häufung der «Corona-Importe» stellte der Bund bei Einreisenden aus Serbien fest. Aber auch in anderen Ländern auf dem Balkan droht ein Wiederaufflammen der Pandemie.
Ferien-Rückkehrer bereiten Sorgen
Die Entwicklungen bereiten dem Bund zunehmend Sorgen. Insbesondere da nun in vielen Kantonen die Sommerferien anstehen – und die Menschen wieder verreisen wollen. «In dieser unsicheren Situation ist es sicher keine schlechte Idee, in den Sommerferien in der Schweiz zu bleiben», sagte Bundesrat Alain Berset (48) in der Samstagsrundschau von Radio SRF.
Und wenn man doch ins Ausland fahren wolle – fügt Strupler an – solle man zumindest bei der Rückkehr Vorsicht walten lassen: «Personen, die aus den Ferien zurückkehren, sollen wenn möglich während zehn Tagen zuhause bleiben und den Kontakt zu anderen Personen vermeiden.»
Angesichts der jüngsten Entwicklungen prüfen die Behörden zudem «grenzsanitarische Massnahmen» einzuführen. Möglich wären etwa Gesundheitschecks an Flughäfen und den Landesgrenzen. Oder dass eine Einreise nur nach Vorweisen eines negativen Corona-Tests oder nach einer zweiwöchigen Quarantäne gewährt wird.