Auf die Spitäler könnte im Sommer eine neue Welle von Corona-Patienten zukommen. Nach Ende der gegenwärtigen Impfkampagne drohen laut Experten neue Ausbrüche unter den nicht geimpften Personen, berichtet die «NZZ am Sonntag».
Bundesrat Alain Berset (48) hatte am letzten Freitag erklärt, sobald alle Impfwilligen ihre Dosis erhalten hätten, liessen sich Verbote nicht mehr rechtfertigen. Das wäre nicht verhältnismässig, sagte er. «Man kann nicht eine ganze Gesellschaft blockieren, weil sich ein Teil der Leute nicht impfen lassen will.»
BAG hat Kantone vorgewarnt
Für die Bevölkerung und die Betriebe ist das erst einmal eine gute Nachricht. Spätestens im Sommer – wenn der Impfplan des Bundesrats aufgeht – soll Schluss mit Schliessungen und Verboten sein. Für die Angestellten im Gesundheitswesen bedeutet es aber auch: Sie dürfte noch einmal eine Zeit der grossen Belastung erwarten.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat die Kantone bereits vorgewarnt. In einem Schreiben, das am 12. März als Teil der Konsultationsunterlagen verschickt worden ist, schreibt das BAG: «Langfristige Modelle legen nahe, dass es nach Abschluss der Durchimpfung der Impfwilligen mutmasslich zu einer substantiellen Erkrankungswelle bei den Impfunwilligen kommen könnte. Dies insbesondere, wenn die Massnahmen vollständig gelockert werden.» Es sei mit einer «substanziellen Zahl von zusätzlichen Krankheits- und Todesfällen» zu rechnen.
Weitere Welle lässt sich nicht verhindern
Auch der Basler Infektiologe Manuel Battegay sagt, es sei «sehr wahrscheinlich», dass es nach Ende der Impfkampagne zu neuen Ausbrüchen unter den Nicht-Geimpften kommen wird. Wie stark diese das Gesundheitssystem belasten, hänge davon ab, wer die Nicht-Geimpften sind. «Je höher der Anteil an vulnerablen Personen, desto belastender», sagt Battegay in der «NZZ am Sonntag».
Eine SRG-Umfrage zeigt, dass Ältere tendenziell weniger impfskeptisch sind als Jüngere. Von den 35- bis 64-Jährigen will sich knapp jede und jeder Vierte nicht impfen lassen.
Laut BAG lässt sich eine weitere Welle unter Ungeimpften längerfristig nicht verhindern – «es sei denn, diese Personen lassen sich doch noch zur Impfung motivieren». Aus diesem Grund müsse man sich überlegen, auch nach der Impfkampagne die Basis-Schutzmassnahmen – Masken, Hygienemassnahmen und Abstand – beizubehalten. So könne man die Krankheitsfälle zumindest über einen grösseren Zeitraum verteilen. (lha/SDA)