Als er kaum neun Monate alt war, erlitt der kleine Ben (6) seinen ersten epileptischen Anfall. Und dann noch einen. Und nochmals. Im Drei-Wochen-Takt musste der Junge ins Spital eingeliefert werden. Nach neun Monaten Hilflosigkeit entschied sich die Familie, sich einen Assistenzhund zuzulegen. Seither konnten etliche Anfälle verhindert werden – denn der schwarze Labrador Ori riecht diese bis zu zwei Tage vorher, so dass Bens Eltern ihn prophylaktisch mit Entzündungshemmern oder Zäpfli schützen können.
«Vom Bund bekommen wir für den Hund aber nichts», erzählt Bens Mutter Christine Gressak (34). Wäre Ben erwachsen, würde die Invalidenversicherung den EpiHund mit 15'500 Franken teilfinanzieren. Kinder und Jugendliche erhalten aber kein Geld. Bens Familie konnte die Ausbildung des bis zu 20'000 Franken teuren Hundes nur dank Spenden finanzieren.
«Es darf nicht gezögert werden»
«Das darf nicht sein», fand FDP-Ständerat Damian Müller (36). Per Vorstoss klärte der Luzerner die Öffentlichkeit über diesen Missstand auf. Und forderte: Auch für kranke Kinder und Jugendliche sollen Assistenzhunde wie Ori bezahlt werden.
«In der Zeitung gab es diesbezüglich mal eine Weihnachtsspendeaktion», erklärt Müller seinen Vorstoss. Seitdem ist für ihn klar: «Hier darf man nicht lange zögern, sondern muss Verantwortung übernehmen.» Schliesslich könnten die Kosten langfristig gesenkt werden, wenn die sich anbahnenden Anfälle dank der Epi-Hunde frühzeitig erkannt würden. Vor allem aber stelle man damit den jungen Patienten ein Hilfsmittel zur Krankheitsbewältigung zur Verfügung.
EpiHund bietet emotionale Entlastung
Der Ständerat teilt die Ansicht Müllers. Seine Forderung fand dort grossen Anklang. Und auch der Bundesrat beantragt eine Annahme von Müllers Motion. Am Donnerstag sprach sich auch der Nationalrat dafür aus, künftig Kinder wie Ben bei der Ausbildung von Epi-Hunden vom Staat zu unterstützen. Dabei müsse aber sichergestellt sein, dass die Kosten für den Assistenzhund nicht an einem anderen Ort kompensiert werden, stellt der Luzerner Ständerat klar – etwa, dass Familien tiefere IV-Renten ausbezahlt bekommen.
Christine Gressak ist froh: «Ein Epi-Hund wie Ori einer entlastet die Familie unglaublich», erzählt sie. Auch emotional. Ohne seine Hilfe warte man als Mutter Tag und Nacht auf einen epileptischen Anfall des Kindes. Nun könne die Familie, wenn sich Ori am Morgen unauffällig verhalte, durchatmen und den Tag normal gestalten – ohne Angst um Ben.