Andy Burry war Chef von Spion Daniel M., der in Deutschland aufgeflogen war und verurteilt wurde
Agent mitverantwortlich für Spion-Enttarnung – jetzt darf wieder beim NDB arbeiten

Der Nachrichtendienst hat den Mitarbeiter wieder angestellt, der als Quellenführer von Daniel M. gravierende Fehler begangen hat. Die Aufsicht äussert deshalb Bedenken.
Publiziert: 21.04.2024 um 10:06 Uhr
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Aktualisiert: 24.04.2024 um 10:07 Uhr
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Der Hauptsitz des Nachrichtendienstes in Bern. Von hier aus werden die Operationen geleitet.
Foto: Keystone
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Andreas SchmidInlandredaktor

Die Personalie lässt aufhorchen: Der Mitarbeiter, der einst für den Nachrichtendienst des Bundes (NDB) unter dem Decknamen Andy Burri tätig war, arbeitet wieder für den NDB. Burri war es, der in der grössten Schweizer Spionageaffäre der jüngeren Zeit den Spion Daniel M.* anleitete und dessen Spitzel-Einsätze betreute. Er steuerte die Operationen, knüpfte Kontakte und führte das Dossier.

Nun hat der NDB Burri wieder angestellt – und das in gleicher Funktion wie damals, als sogenannter Quellenführer. Stefan Müller-Altermatt (47, Mitte), der Präsident der Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel) des Parlaments, bestätigt entsprechende Informationen von Blick.

Mehrere Personen haben Bedenken angebracht

Die GPDel beaufsichtigt den Geheimdienst. Müller-Altermatt sagt: «Die GPDel wurde über diese Personalie informiert, im Rahmen der üblichen Orientierung über die menschlichen Quellen und die Operationen des NDB.»

Die Reaktionen in der GPDel sind nicht ausgeblieben: «Wir haben Bedenken zum Ausdruck gebracht», hält Müller-Altermatt fest. Gleichzeitig betont er, dass die Personalbesetzung nicht Sache der Oberaufsicht sei. An der Anstellung von Andy Burri ändert dies nichts. Obwohl die GPDel in einem Bericht zur Affäre Daniel M. 2018 gravierende Fehler des Quellenführers festgestellt hatte und Empfehlungen abgab, um künftig ähnliche Schlamassel zu vermeiden, bekommt Burri nun eine neue Chance.

Kein Kommentar

Der Nachrichtendienst kommentiert die Wiedereinstellung nicht: «Der NDB äussert sich weder zu seinen Mitarbeitenden noch zu seinen operativen Tätigkeiten und Vorgehensweisen öffentlich», hält Sprecherin Sonja Margelist fest. Auch das Verteidigungsdepartement von Bundespräsidentin Viola Amherd, zu dem der NDB gehört, gibt sich wortkarg: Fragen dazu, ob es über die erneute Rekrutierung Burris informiert wurde und wie diese begründet wird, bleiben unbeantwortet.

Beobachter schütteln über die Rückkehr Burris zum NDB den Kopf, denn sie sehen ihn als Mitverantwortlichen dafür, dass der Spion Daniel M. in Deutschland aufgeflogen war. Er sei verheizt worden, weil die Führung ungeschickt und dilettantisch vorgegangen sei, sagen Insider. Er sei in der Geheimdienstsprache «verbrannt». Dass man ihn wieder als Quellenführer operativ einsetze, sei unverständlich.

22 Monate bedingte Gefängnisstrafe

Burri hatte 2011 mit anderen Mitarbeitern des NDB Daniel M. als Agenten angeheuert, der deutsche Steuerfahnder ausspionieren sollte, die Schweizer Bankdaten gestohlen hatten. M. wurde zuerst damit beauftragt, Personaldaten zu den Steuerfahndern zu beschaffen, später sollte er für den NDB ein Frühwarnsystem aufbauen und eine Quelle in der Steuerverwaltung Nordrhein-Westfalen installieren. Deutschland machte damals Jagd auf Steuerhinterzieher, auch mit entwendeten Schweizer Bankdaten.

Daniel M. wurde enttarnt, er musste sich 2017 in Frankfurt am Main (D) wegen Spionageaktivitäten vor Gericht verantworten – und wurde wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit zu einer bedingten Gefängnisstrafe von 22 Monaten verurteilt.

Sein Quellenführer Andy Burri war laut Insidern in den letzten Jahren in seinem angestammten Beruf tätig. Seine Zeit im NDB umschreibt Burri im Web mit langjähriger Arbeit als Führungskraft in der Bundesverwaltung.

Bemerkenswert: Vor der Abstimmung zum Nachrichtendienstgesetz im September 2016 warb Burri auf einer Onlineplattform eindringlich für die Vorlage, denn die Schweiz sei auf einen effizienten Nachrichtendienst angewiesen.

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