Alte Freunde in der Aargauer SVP wenden sich ab
«Glarner ist nicht mehr tragbar»

In der Aargauer SVP werden zunehmend kritische Stimmen gegen Parteipräsident und Nationalrat Andreas Glarner laut. Dessen Haltung zum Krieg in der Ukraine überspannt den Bogen selbst für loyale Weggefährten.
Publiziert: 06.04.2022 um 16:15 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2022 um 16:34 Uhr
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In der Aargauer SVP hängt der Haussegen schief. Grund sind Aussagen von Präsident Andreas Glarner.
Foto: Alex Spichale

Der Haussegen in der Aargauer SVP-Sektion hängt schon länger schief. Grund ist der umtriebige Parteipräsident Andreas Glarner (59). Der Nationalrat war noch nie um markige Worte verlegen. Doch mit einem Meinungsbeitrag in der «Schweizerzeit» hat er offenbar auch für viele im eigenen Lager den Bogen überspannt.

Glarner hatte dem Westen eine Mitschuld am Krieg in der Ukraine gegeben und letztere aufgefordert, die Bedingungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) für einen Frieden zu akzeptieren.

Glarners Provokationen hatten schon in der Corona-Krise für interne Kritik gesorgt. Mit dem Beitrag hat er es sich aber offenbar auch mit den treuesten Weggefährten verscherzt. Wie die Zeitungen der «CH Media» berichten, ist der ehemalige Grossrat Bruno Bertschi (77) einer davon. Letzterer sass 15 Jahre lang im Wohlener Einwohnerrat, war einst ein enger Freund Glarners und gehörte laut Bericht zur sogenannten «Stahlhelm-Fraktion» in der SVP, die stramm hinter Glarner steht.

«Was in der Ukraine passiert, ist einfach nur schrecklich»

Tempi passati. «Mit solch idiotischen Aussagen von Andy Glarner verliert die SVP laufend Mitglieder, irgendwann auch mich», schreibt Bertschi auf Facebook. Er kenne die Ukraine sehr gut und stehe täglich in Kontakt mit Freunden. Und was dort passiere, sei «einfach nur schrecklich.»

Bertschi selbst hat unter anderem Hilfskonvois in die Ukraine gefahren. Wegen seiner Aussagen sei Glarner «als Kantonalpräsident der SVP Aargau nicht mehr tragbar», so der inzwischen im Tessin lebende Bertschi gegenüber der Zeitung. Er höre zudem vermehrt, dass langjährige SVP-Mitglieder wegen des Präsidenten aus der Partei austreten würden oder sich das zumindest überlegten. «Auch ich habe schon daran gedacht, denn das ist nicht mehr die SVP, für die ich politisiert und mich eingesetzt habe.»

Nächster Krach kommt wohl schon bald

Es ist bereits das zweite Mal, dass Glarners russlandfreundliche Haltung parteiintern Wellen wirft. Der Aargauer SVP-Regierungsrat Jean-Pierre Gallati (55) soll sich gemeinsam mit SVP-Landammann Alex Hürzeler (56) Glarner am Rande einer SVP-Fraktionssitzung zur Brust genommen haben: Glarner sei nicht nur ein «Putin-Versteher, sondern ein Putin-Verehrer».

Es dürften noch weitere Debatten folgen: Kommende Woche wird sich die SVP Aargau zum Parteitag treffen. Der Einladung an die SVP-Mitglieder war auch in gekürzter Form erneut Glarners «Schweizerzeit»-Beitrag beigelegt. Gut möglich, dass Glarners Russland-Sympathien erneut zu reden geben werden. (gbl)

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