Die Schweiz zeigt sich solidarisch: Tausende Schweizerinnern und Schweizer haben sich bereit erklärt, Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen. Selbst der als Asyl-Hardliner bekannte SVP-Nationalrat Andreas Glarner (59). «Die Menschen, die jetzt die Ukraine verlassen, flüchten vor einem Krieg. Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, ihnen zu helfen», sagte er der «Aargauer Zeitung».
«Ich könnte mir durchaus vorstellen, Flüchtlinge auch bei mir zu Hause aufzunehmen. Ich habe ein grosses Haus», doppelt Glarner im Gespräch mit Blick nach. Dort sei mehr als genug Platz für eine ukrainische Flüchtlingsfamilie.
Es ist nicht das erste Mal, dass Glarner Herz zeigt: 2016 besuchte er zwei Flüchtlingslager ausserhalb von Sindos im Norden Griechenlands und zeigt sich von den Schicksalen der Menschen sichtlich bewegt.
Wie ernst meint er es?
Allerdings: Bei einer Organisation wie Campax oder der Schweizerischen Flüchtlingshilfe, die die Unterbringung der Flüchtlinge koordinieren, hat sich Glarner noch nicht registriert. «Auf einer Plattform habe ich mich bis jetzt noch nicht angemeldet. Das müsste ich zuerst mit den lokalen Behörden von Oberwil-Lieli abklären», sagt er. Er wolle das alles lieber privat organisieren, die Vorbereitungen seien in Gang.
Der Staat, so Glarner, solle sich vor allem in den Grenzregionen zur Ukraine engagieren: «Die erste Priorität hat ganz klar Hilfe vor Ort.» Dazu sei man unter anderem in Kontakt mit der ungarischen Botschaft, «um abzuklären inwiefern unsere Hilfe überhaupt erwünscht ist und wie wir dann am besten helfen können.»
Glarner ist auch der Meinung, dass trotz des Flüchtlingsstroms aus der Ukraine Grenzkontrollen notwendig seien. Es dürfe nicht sein, dass Flüchtlinge, die nicht aus dem Kriegsgebiet kommen, die Situation ausnutzen.
Bircher ist kritisch
Glarners Parteikollegin Martina Bircher (37) hingegen sieht die private Unterbringung von Flüchtlingen kritisch: «Es ist schön und gut, wenn Leute das machen und ihre Wohnung oder ihr Haus anbieten. Aber ich habe den Eindruck, dass viele Schweizerinnen und Schweizer das unterschätzen», sagt sie zur «Aargauer Zeitung». Traumata durch den Krieg, sprachliche Barrieren und kulturelle Unterschiede seien nicht zu unterschätzen.
Die SVP-Nationalrätin befürchtet, dass sich manche Leute das zu einfach vorstellen, eine Flüchtlingsfamilie bei sich aufzunehmen. Zudem wisse man nicht, wie lange der Krieg in der Ukraine dauern werde. Bircher fürchtet, dass der Staat mittelfristig wieder eingreifen muss – trotz des gut gemeinten Engagements von Privaten. (lm)