Delegierte boykottierten Rede des russischen Finanzministers an G20-Treffen
… aber Ueli Maurer blieb sitzen

An einem G20-Treffen verliessen verschiedene Finanzminister während der Rede eines russischen Vertreters demonstrativ den Saal. SVP-Bundesrat Ueli Maurer aber boykottierte den Boykott.
Publiziert: 22.04.2022 um 09:29 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2022 um 13:27 Uhr
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Russland ist wegen des Angriffs auf die Ukraine auf dem diplomatischen Parkett unbeliebt. Als Finanzminister Anton Siluanow beim G20-Treffen zugeschaltet wurde, verliessen diverse Delegierte demonstrativ den Saal.
Foto: imago images/Russian Look

Seit Russland in die Ukraine eingefallen ist, ist das Land auf dem internationalen Parkett denkbar unbeliebt. Als etwa der russische Aussenminister Sergei Lawrow (72) vor dem Uno-Menschenrechtsrat in Genf sprach, verliessen die Diplomatinnen und Diplomaten der unterschiedlichsten Länder demonstrativ den Saal. In der Diplomatie, wo schon die kleinste Geste riesige Wirkung haben kann, eine deutliche Absage.

Ähnliche Szenen sollen sich nun beim G20-Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs diese Woche in Washington abgespielt haben. Als der russische Vertreter, Anton Siluanow (59), virtuell zugeschaltet wurde, lichteten sich die Reihen im Saal. Die kanadische Finanzministerin Chrystia Freeland (53) veröffentlichte im Anschluss ein Bild jener, die die Rede boykottiert hatten. Darauf sind etwa US-Finanzministerin Janet Yellen (75) als auch Christine Lagarde (66), Präsidentin der Europäischen Zentralbank, zu sehen.

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Maurer blieb sitzen

Einer aber blieb sitzen: SVP-Finanzminister Ueli Maurer (71). Das berichten die Zeitungen der «CH Media» mit Verweis auf gut informierte Quellen. Sein Finanzdepartement wollte sich dazu allerdings nicht äussern. Das Aussendepartement EDA hält laut Bericht wiederum fest, dass die Schweiz grundsätzlich «keine Politik des leeren Stuhls» praktiziere, da multilaterale Institutionen Orte des Dialogs sein sollten.

Bei inakzeptablen Äusserungen von Mitgliedstaaten prüfe die Schweiz jeweils situativ, ob und wie sie darauf reagieren wolle. Den Saal zu verlassen sei «nur in Ausnahmefällen» eine Option.

Auch Lindner blieb im Saal

Maurer war nicht der einzige Minister mit Sitzfleisch. Eine Mehrheit der Teilnehmer hat sich gemäss verschiedenen Medienberichten dem Boykott nicht angeschlossen. Darunter etwa auch der deutsche Finanzminister Christian Lindner (43), der ebenfalls im Saal sitzen blieb. Die britischen Vertreter wiederum waren unter jenen, die sich der Rede verweigerten.

Die G20 ist die Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, neben den USA und Kanadas sind auch Frankreich, China oder Indien dabei. Die Schweiz ist nicht Mitglied, kann aber an den Treffen der Finanzminister und Notenbankgouverneure regelmässig teilnehmen. (gbl)

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