Claudio Zanetti (51), SVP-Nationalrat aus Zürich, war bisher nicht bekannt als Liebhaber zarter Worte. Doch ein Tweet der Jungen SVP Schweiz von gestern Abend, in dem diese unsere Bundesräte «verdammte Landesverräter» nennt, war ihm doch zu frech.
«Liebe @jungesvp, seid ihr übergeschnappt?», retweete er. «Ein solcher Tweet ist unter aller Sau und macht Euch unsympathisch. Löscht ihn umgehend und nehmt den Vorwurf zurück.»
Ausgeflippt ist die Junge SVP, nachdem aus Brüssel erste Meldungen eintrafen, dass sich Jean-Claude Juncker über die Schweizer Bundesräte beklagt hat (BLICK berichtete). Diese hätten ihm «mehrfach» ein Rahmenabkommen versprochen, doch nie sei es zustande gekommen.
Auch Juncker ist sauer
Damit verteidigt Juncker auch seine Aussage vom November, als er vor den Medien in Bern kühn behauptet hatte, dass die Schweiz und die EU bis im Frühjahr einen Rahmenvertrag unter Dach haben wollten.
Die Junge SVP, die wie ihre Mutterpartei gegen ein institutionelles Rahmenabkommen ist, nervt sich über das Versprechen, das Juncker seit seinem Amtsantritt 2014 achtmal von Bundespräsidenten gehört haben will. «Dass unsere verdammten Landesverräter zu Bern das versprochen haben, wissen wir schon lange», fühlt sich die Jungpartei bestätigt.
Die Junge SVP Schweiz müsste ihr diplomatisches Gespür etwas verbessern. Juncker, der regelmässig die Berichterstattung in der Schweiz zur EU verfolgt, sagte jedenfalls am Mittwoch in Brüssel: «Ich denke, dass die schweizerische Regierung und auch die schweizerische Presse ein Bild von mir entworfen hat, das in keiner Weise der Wirklichkeit entspricht.» (awi)