Achtmonatige Totalsperre verhindern
Sommaruga will den Lötschberg-Vollausbau

Am Lötschberg werden die Gleise Richtung Vollausbau gestellt. Noch vor den Sommerferien geht der Zwischenbericht zum Bahn-Ausbauschritt 2035 in die Vernehmlassung. Auch der Vollausbau kommt auf den Tisch. Kosten würde er gemäss neuen Zahlen 1,5 Milliarden.
Publiziert: 07.04.2022 um 01:30 Uhr
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Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga steht dem Vollausbau des Lötschberg-Basistunnels sehr wohlwollend gegenüber.
Foto: keystone-sda.ch
Ruedi Studer

Der Bahnausbau geht weiter voran. Voraussichtlich noch vor den Sommerferien wird der Bundesrat einen Zwischenbericht zum Ausbauschritt 2035 in die Vernehmlassung geben, heisst es beim Bundesamt für Verkehr. Wohl im Juni. Dann bringt SP-Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga (61) auch den Lötschberg-Vollausbau auf den Tisch.

35 Kilometer ist der Lötschberg-Basistunnel lang. Nur auf 14 Kilometern ist er doppelspurig befahrbar. Auf weiteren 14 Kilometern zwischen Ferden VS und Mitholz BE ist bereits eine zweite Röhre ausgebrochen – für den bahntechnischen Ausbau hat das Parlament 930 Millionen Franken bewilligt. Doch erst im Nachhinein wurde klar, dass der Tunnel für diesen Teilausbau temporär vollständig gesperrt werden muss. Für acht Monate!

Ein Horrorszenario für den Tourismuskanton Wallis. Der Walliser Nationalrat und Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy (43) forderte deshalb eine Neuberechnung des Vollausbaus unter Berücksichtigung der volkswirtschaftlichen Kosten, die eine Totalsperre mit sich bringen würde. Die Resultate dazu will Sommaruga in ihrem Zwischenbericht vorlegen.

Vollausbau kostet 1,5 Milliarden

Blick weiss: Die Argumente verschieben sich zugunsten des Vollausbaus. So hat die für den Betrieb zuständige BLS die Kosten neu geschätzt. Demnach wird der Teilausbau nun 974 Millionen Franken kosten. Der direkte Vollausbau, für den zusätzlich noch 7 Kilometer Tunnelstrecke gebohrt werden müssen, schlägt mit 1,48 Milliarden Franken zu Buche. Verschiebt man den Vollausbau auf später, summiert sich das Ganze auf 1,63 Milliarden Franken.

Der sofortige Vollausbau wäre damit gut 500 Millionen teurer als die Teilvariante. Doch hier kommen die volkswirtschaftlichen Kosten einer Totalsperre ins Spiel. Diese würden sich auf einen «dreistelligen Millionen-Betrag» belaufen, heisst es in Bern. Auch mit Blick auf die heikle Situation rund um das Munitionslager Mitholz bringe der Vollausbau Vorteile.

Unter dem Strich komme der Vollausbau nur «200 bis 300 Millionen» teurer zu stehen als der Teilausbau, so eine involvierte Person. Das sei ein kleiner Preis für eine Volllösung. Gerade auch, weil man bei Sanierungsarbeiten oder bei Notfällen auf zwei Röhren zurückgreifen könne.

Sommaruga tendiert zum Vollausbau

Dem Vernehmen nach steht Verkehrsministerin Sommaruga dem Vollausbau wohlwollend gegenüber und gibt ihm den Vorzug, da in der Kosten-Nutzen-Analyse die Vorteile überwiegen würden und eine Totalsperre abgewendet werden könnte.

Für den Vollausbau macht sich auch das Lötschberg-Komitee stark. «Man hat schon einmal den Fehler gemacht, den Lötschberg nicht gleich fertig zu bauen – das kommt unter dem Strich viel teurer», sagt die frühere Berner Baudirektorin und Komitee-Co-Präsidentin Barbara Egger (65). Denn früher oder später müsse der Lötschberg sowieso vollständig ausgebaut werden. «Dann lieber früher und günstiger», so Egger. «Gerade auch aus Sicherheitsgründen ist es besser, wenn man nun den Vollausbau macht.» Das Lötschberg-Komitee will nun bei Nationalrätinnen und Ständeräten lobbyieren.

Parlament entscheidet 2023

Läuft alles nach Plan, wird Sommaruga dem Parlament die Botschaft zum Ausbauschritt 2035 noch dieses Jahr oder Anfang 2023 vorlegen. 2023 wird das Parlament entscheiden, ob nur die Teilvariante realisiert oder gleich der Vollausbau in Angriff genommen werden soll.

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass das Parlament grünes Licht für den Vollausbau gibt. Dafür wird auch Bregy kämpfen, der den Stein mit seinem Vorstoss ins Rollen gebracht hat.

Hat er Erfolg, wird der Lötschberg-Tunnel ja vielleicht zum Lötsch-Bregy-Tunnel umbenannt – und sei es nur im Walliser Volksmund.

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