Wegen Lötschberg-Sperrung fordern Politiker
Baut die zweite Röhre voll aus!

Die bevorstehende Sperrung des Lötschberg-Basistunnels schreckt die Politik auf. Der Vollausbau der zweiten Röhre soll nochmals ernsthaft geprüft werden, so die Forderung von links bis rechts.
Publiziert: 19.09.2019 um 17:10 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2019 um 17:47 Uhr
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Jetzt steigt der Druck auf SP-Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga: Sie soll den Vollausbau der zweiten Lötschberg-Röhre nochmals prüfen.
Foto: keystone-sda.ch
Ruedi Studer

Mit dem Teilausbau des Lötschberg-Basistunnels droht eine monatelange Sperrung der wichtigen Verkehrsverbindung (BLICK berichtete). Das Bundesamt für Verkehr (BAV) bestätigt zwar die Sperrung, aber wie lange diese dauern wird, dazu macht das BAV keine Angaben. Doch BLICK-Recherchen zeigen: Involvierte Kreise rechnen mit einer Sperrung von «mindestens vier bis sechs Monaten».

Der Lötschberg-Tunnel soll ein halbes Jahr lang geschlossen sein? Für die betroffenen Kantone kommt diese Ankündigung völlig überraschend. «Während der Parlamentsdebatte war von einer Sperrung nie die Rede», sagt der Walliser CVP-Nationalrat Philipp Matthias Bregy (41). Er verlangt von der SP-Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga (59) deshalb in der Fragestunde klare Antworten.

SVP-Neuhaus: «Neue Ausgangslage»

Auf Antworten der Berner Bundesrätin warten auch die Berner. «Braucht es tatsächlich eine längere Sperrung, stehen wir vor einer neuen Ausgangslage», betont SVP-Regierungsrat Christoph Neuhaus (53). 

«Volkswirtschaftlich längerfristig gesehen wäre dann doch direkt ein Vollausbau mit zwei durchgehenden Röhren am sinnvollsten», ist für den Bau- und Verkehrsdirektor sowie studierten Ökonomen klar. «Erst recht, da mit einer Sperrung zusätzliche Kosten entstehen dürften.»

Auch die Abklärungen seitens des Verteidigungsdepartements, was mit dem früheren Munitionslager Mitholz im Berner Oberland gemacht werden soll, müsse man in die Überlegungen mit einbeziehen. «Aber wir sind nicht massgebend», der Ball liege hier nicht beim Kanton, sondern «ganz klar beim Bund», so Neuhaus.

Er erwartet, dass der Bund den Vollausbau als Alternative ernsthaft prüft.

Neuer Vorstoss für Vollausbau

Genau dies verlangt CVP-Mann Bregy in einem Vorstoss, den er noch in der Herbstsession einreichen wird. Laut BAV kostete der Vollausbau 1,4 Milliarden Franken. Für den bereits beschlossenen Teilausbau wurden 930 Millionen veranschlagt. 

Für Bregy ist aber klar: «Aufgrund der neuen Situation müssen wir beide Varianten noch einmal rechnen.» Er geht nämlich davon aus, dass sich mit einer mehrmonatigen Sperrung die Kosten für den Teilausbau nochmals erhöhen. Wenn stattdessen aber gleich der Vollausbau erfolgen könnte, wäre dieser nicht mehr viel teurer, sagen die Befürworter einer zweiten Röhre.

Denn: «Einerseits werden Zusatzkosten entstehen, wenn die Züge über andere Strecken umgeleitet werden müssen», so der Walliser. «Andererseits müssen etwa auch die volkswirtschaftlichen Kosten mit einbezogen werden – eine Sperrung würde bestimmt negative Auswirkungen auf den Tourismus mit sich bringen.»

Lohnende Zusatzinvestition

Trotzdem dürfte die Differenz noch einige Hundert Millionen Franken ausmachen. Bregy hält dies trotzdem für eine lohnende Investition, nicht nur für das Wallis. «Die Lonza zählt viele Arbeitskräfte, die von ausserhalb anreisen – etwa aus der Region Thun oder Bern. Zudem nutzen viele Touristen aus der Deutschschweiz die Bahn ins Wallis», so Bregy.

Jetzt sei zudem der richtige Zeitpunkt, um den Vollausbau noch rechtzeitig aufzugleisen. Eine gewisse Verzögerung nimmt er dafür gerne in Kauf: «Statt einer halbbatzigen Teillösung warte ich lieber zwei, drei Jahre länger auf eine saubere Lösung. Es handelt sich doch um ein Jahrhundertprojekt!» Bregy geht davon aus, dass sein Vorstoss im Parlament gute Chancen hat.

Support von Alpeninitiative 

Vollschub für den Vollausbau kommt nämlich auch von ökologischer Seite: Die Alpeninitiative stellt sich dezidiert hinter Bregys Forderung. «Eine zweite Lötschberg-Röhre bringt für die Verkehrsverlagerung von der Strasse auf die Schiene mehr Kapazität und mehr Flexibilität», sagt Alpen-Initiative-Präsident und SP-Nationalratskandidat Jon Pult (34, GR).

Die Mehrkosten seien im Ganzen gesehen ein Klacks. «Es geht um ein Generationenprojekt», unterstreicht Pult. «Es wäre ein Blödsinn, diese Chance jetzt nicht zu packen.»

Zugute kommen könnte den Lötschberg-Freunden auch der Wechsel im Verkehrsdepartement: Mit Simonetta Sommaruga ist seit Anfang Jahr eine SP-Frau am Drücker, die bei der Verlagerungspolitik vorwärtsmachen will.

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