Die Spatzen pfeifen es von alles Dächern: Egal, ob die Schweiz am 24. September Ja oder Nein zur Rentenreform sagt: In einem nächsten Schritt muss das Rentenalter auf 67 Jahre erhöht werden.
Nun schert einer aus, von dem man das so nicht erwartet hatte: Walter Kielholz, Verwaltungsratspräsident des Rückversicherers Swiss Re, ehemals starker Mann bei der Credit Suisse und Sinnbild des Zürcher Wirtschaftsfreisinns. «Wir sollten die Erhöhung ad acta legen», sagt Kielholz im Interview mit der «Schweiz am Wochenende». Denn: «Bei 67 beginnen alle zu schreien.»
«Mein Vorschlag: Schafft die Pensionierung ab!»
Der Super-Manager – der bei der CS jenes Bonus-Programm eingeführt hatte, das es dem damaligen CEO Brady Dougan erlaubte, über 70 Millionen Franken Bonus zu kassieren – spricht sich damit aber nicht für das Rentenalter 65 aus.
Nein, der Mann, der für den Initianten der Abzocker-Initiative Thomas Minder ganz oben auf der Liste der Abzocker stand, will die Rente gleich ganz abschaffen. «Mein Vorschlag wäre: Man schafft die Pensionierung ab», sagt Kielholz im Interview.abstim
Als Referenzalter für die versicherungstechnischen Berechnungen solle zwar weiter 65 bestehen bleiben. Aber der heute geltende Automatismus soll wegfallen: «Der Arbeitgeber kommt nicht mehr einfach am 65. Geburtstag und sagt: So, nun musst du nicht mehr arbeiten, du bist pensioniert! Sondern der Arbeitsvertrag läuft einfach weiter», erklärt Kielholz. Es sei denn, der Arbeitnehmer kündige – oder der Arbeitgeber finde, jetzt kann oder will der Arbeitnehmer die Leistung nicht mehr erbringen.
Mehr Rente bei längerem Arbeitsleben
Länger zu arbeiten müsste aber belohnt werden. Etwa, indem man ab 65 keine AHV-Beiträge mehr zahlen müsste. «Der Hebel ist gewaltig: Wer fünf Jahre länger arbeitet, bekommt eine etwa um einen Drittel höhere Rente.»
Kielholz selbst ist 66. Er sagt, er wolle bis zu seinem letzten Tag eine Aktivität oder mehrere Aktivitäten ausüben. «Und damit bin ich gewiss kein Einzelfall. Es gibt viele Tätigkeiten, die man dosieren kann.»