Dass die SRG Radio und Fernsehen macht, ist bekannt. Sie ist aber auch eine riesige Verteilmaschine: für Sendestunden, Gagen und Berühmtheit. Zahllose Schweizer Prominente verdanken dem Medienhaus ihre Karriere. Sie tanzten, spielten, sangen, moderierten oder standen einfach vor der Kamera und waren sie selber.
Und was tun all die A-, B- und C-Prominenten jetzt, wo ihre Förderanstalt am Zürcher Leutschenbach angeschlagen wirkt, gar unterzugehen droht? Am 4. März stimmt die Schweiz über No Billag ab. Die Initiative zur Abschaffung der TV- und Radiogebühren hat durchaus Chancen. Im schlimmsten Fall droht der SRG das Verlöschen ihrer Scheinwerfer, das Ende allen Glanzes.
Die VIPs müssten erschaudern. Tun sie aber nicht. Eine SonntagsBlick-Umfrage zeigt: Die Solidarität hält sich in Grenzen.
Oesch’s die Dritten ducken sich weg. Man wolle sich nicht politisch äussern, lassen die Volksmusikanten wissen. Der Bauchredner Urs Kliby lässt nicht einmal seine Puppe Caroline sprechen. DJ Bobo schweigt. Ebenso Francine Jordi. «No comment», bedauern die Musiker Florian Ast und Gölä unisono.
Ihr Kollege Bligg sagt nichts zum Thema SRG. Die Schauspielerin Sabina Schneebeli, bekannt aus SRF-Produktionen wie «Lüthi und Blanc» oder «Tatort», ist leider zu beschäftigt. Fabienne Louves, Gewinnerin einer SRF-Castingshow, kann auch gerade nicht. Keine Zeit, echot Ex-Miss-Schweiz Melanie Winiger. Als Schauspielerin spielte sie gern in Filmen mit, die das SRF ermöglicht hatte.
Das verbreitete Schweigen der Crème de la Crème ist symptomatisch fürs Showgeschäft: Man will es sich weder mit dem Publikum noch mit dem SRF verscherzen – aus Feigheit, aus diplomatischen oder geschäftlichen Motiven.
Es gibt kaum einen Schweizer Prominenten, der nicht auf die eine oder andere Weise vom nationalen Fernsehen profitiert.
Ein klares Bekenntnis zur SRG können sich aber wenige abringen. Ebenso wenig wie offene Kritik: «Was passiert, wenn ich mich pro No Billag äussere? Wie oft komme ich dann noch vor im SRF?», fragt ein Prominenter, der nicht einmal seinen Namen genannt haben will.
Unterhaltung wird politisch
Während die Politik mehr und mehr auf Unterhaltung setzt, wird plötzlich auch die Unterhaltung zum politischen Thema. Und viele Schweizer Stars finden sich in einer ungewohnten Situation.
Auch Hannes Hug, TV-Figur der Neunzigerjahre, und das Kabarettduo Divertimento lehnten Stellungnahmen ab. Ebenso wie der Komiker René Rindlisbacher. Er verweist auf einen SRF-Vertrag, der ihm Äusserungen untersage.
Etliche Berühmtheiten bekennen allerdings Farbe. Allen voran Paola Felix. Das Nein zur No-Billag-Initiative sei für sie eine Herzensangelegenheit. «Jahrzehntelang waren die Studios am Leutschenbach Kurts und meine berufliche Heimat», verweist sie auf ihren vor fünf Jahren verstorbenen Gatten. Die Schweiz ohne SRF sei für sie unvorstellbar.
Franz Hohler ist dem Verein «Nein zum Sendeschluss» beigetreten. Der Komiker Beat Schlatter würde sogar – kein Witz – in Altersheimen Vorträge für die SRG halten. Viktor Giacobbo nennt No Billag eine «ideologisch motivierte Medienzerschlagungsinitiative». Zwar sehe er bei der SRG Reformbedarf, werbe aber trotzdem für ein Nein. Die Moderatorin Sandra Studer sagt, man dürfe die SRG gerne kritisieren und verändern: «Aber wir schiessen ein Eigentor, wenn wir diese Institution versenken.»
Und Regisseur Michael Steiner, der ohne die SRG kaum je einen Film gemacht hätte: «Ohne staatliches Gegengewicht regiert und manipuliert nur das Geld der Mächtigen.» Sogar ein kritischer Geist wie der Musiker und Produzent Chris von Rohr lobt die SRG: Viele machten dort einen sehr guten Job; leider erlebe er auch die «unsägliche Arroganz gewisser Staats-Siebenschläfer und Thronsitzer». Trotzdem brauche es auch bei uns ein offizielles Radio- und Fernsehen.
Rückendeckung für die SRG gibt es auch von Baschi, Renzo Blumenthal, Stress, Mike Müller, Nadine Vinzens, Birgit Steinegger, Vic Eugster vom gleichnamigen Trio, Ted Scapa oder Heiri Müller. Fazit: Zwischen den Schweizer Prominenten hat sich ein Leutschenbachgraben aufgetan. Ebenso wie in der Bevölkerung.
Die Initiative No Billag fordert die Abschaffung aller Radio- und TV-Gebühren. Bei der SRG, die auch das Deutschweizer Radio und Fernsehen (SRF) betreibt, machen die Gebühren drei Viertel des Budgets aus. Bei einem Ja fällt dieses Geld weg. Die Abstimmung ist am 4. März.
Die Initiative No Billag fordert die Abschaffung aller Radio- und TV-Gebühren. Bei der SRG, die auch das Deutschweizer Radio und Fernsehen (SRF) betreibt, machen die Gebühren drei Viertel des Budgets aus. Bei einem Ja fällt dieses Geld weg. Die Abstimmung ist am 4. März.