Diese «Arena» war für den Polit-Dompteur ein Kraftakt
Am Ende kriegte Projer die Kurve

«Arena»-Moderator Jonas Projer war am Freitag nicht zu beneiden: Er musste mit No Billag ein Thema neutral moderieren, das ihm alles andere als egal ist.
Publiziert: 03.11.2017 um 23:41 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:59 Uhr
Giftige Fragen an die Initianten: Moderator Jonas Projer während der Aufzeichnung der Sendung «Arena» zum Thema «No Billag – Ja oder Nein?» am Freitag, 3. November 2017, im SRF-Studio Zürich-Leutschenbach. (Keystone/Ennio Leanza)
Foto: Keystone
Sermîn Faki

«Meine private Meinung spielt in der ‹Arena› nie eine Rolle», hatte Polit-Talker Jonas Projer (36) am Freitagmorgen gegenüber BLICK beteuert. Doch auch ihm selbst war klar, dass die No-Billag-Sendung eine schwierige werden würde. Denn letztlich geht es bei der Initiative, die die Abschaffung der Radio- und TV-Gebühren fordert, auch um Projers eigenen Arbeitsplatz.

Und bei allen Beteuerungen, «perfekt ausgewogen» diskutieren zu wollen, «fair, mit allen Meinungen im Studio und mit Fakten» – anfangs konnte er die Befangenheit nicht ablegen.

Giftige Fragen an das Pro-Lager 

No-Billag-Initiant Olivier Kessler (30) sowie Befürworter und SVP-Nationalrat Gregor Rutz (45) mussten sich deutlich kritischere Fragen gefallen lassen als die Gegner, SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher (53, TG) und FDP-Nationalrat Kurt Fluri (62, SO).

Giftig, manchmal penetrant, unterbrach Projer die SRG-Kritiker in ihren Voten, während er seinem Chef, SRG-Präsident Jean-Michel Cina (54), zunächst eher Gefälligkeitsfragen stellte.

Und mehr als einmal wagte Projer die Aussage, «die SRG, wie wir sie heute kennen – mit Angebot in den vier Sprachregionen –, wird  es bei einem Ja zu No Billag so nicht mehr geben». Eine Einschätzung, die zumindest von den Initianten heftig bestritten wird.

Die Fairness brachte den Turnaround

Erst in der zweiten Hälfte fand Projer in die Rolle des Dompteurs der Streithähne und brachte auch Argumente ein, die für No Billag sprechen: etwa jenes, dass eine Familie mit einem Haushaltseinkommen von 5000 Franken im Monat kein Geld hat, um nebst Billag-Gebühren noch andere Medien wie Netflix zu abonnieren. «Wäre es nicht fairer, wenn diese Familie selbst entscheiden könnte, für welche Medien sie ihr Geld ausgeben will?», so Projer an die Adresse von SP-Frau Graf-Litscher.

Besser Neutralität einkaufen?

Wirklich ausführlich diskutiert wurde das jedoch ebenso wenig wie die Situation der Jungen, die eben kaum mehr klassisches TV schauen, aber dennoch dazu verdonnert werden, dafür zu zahlen.

Vielleicht hätte sich der Leutschenbach für diese «Arena» wieder für einen Gastmoderator entscheiden sollen, so wie Ende 2015, als Markus Gilli (62) dem damaligen SRG-Präsidenten Roger de Weck (64) auf den Zahn fühlte.

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