Die Stimmung am Leutschenbach wird wegen No Billag immer nervöser: SRF-Mitarbeiter versuchten im Abstimmungskampf, die Billag-Gegner mit Führungen zu überzeugen. Auch Sport-Moderator und -Redaktor Olivier Borer (36) postete einen Aufruf auf Facebook: «Bis zum Entscheid über die Zukunft der SRG dauert es noch über drei Monate. Falls du nicht weisst, warum du derzeit jeden Tag 1.20 Franken bezahlen sollst (ab 2019 noch 1 Franken), sprich mit mir, komm zu mir auf einen Besuch im SRF.»
Das SRF nimmt die Sache selber in die Hand
Doch BLICK-Recherchen zeigen nun: Borer darf diese Leute gar nicht durchs Haus führen! Dem Schweizer Fernsehen geht sein Vorpreschen offensichtlich zu weit. Es pfeift den Sport-Moderator zurück und nimmt die Sache selbst in die Hand.
Man finde die Idee ja grundsätzlich gut, sagt SRF-Kommunikationschefin Andrea Hemmi zu Borers Zurückstufung zu BLICK. «Nur: Die beste Möglichkeit für Einblicke hinter die Kulissen bieten unsere Studioführungen, die allen offenstehen.» Die seien «professionell organisiert und gut koordiniert», so Hemmi weiter. «Es kann nicht jeder zu jeder Zeit überall Zugang erhalten, das würde den parallel laufenden Sendebetrieb stören.»
Das Nachsehen haben die Billag-kritischen Leute, die nur kommen wollten, weil sie sich explizit auf Borers Aufruf – oder ein vergleichbares Angebot anderer SRF-Mitarbeiter – gemeldet hatten. Sie müssen sich jetzt einer dieser durchgeführten Rundgänge durchs SRF anschliessen, an denen pro Jahr rund 30'000 Personen teilnehmen. Immerhin: Laut SRF sei Olivier Borer beim Rundgang auch dabei.
Kritik nimmt auch in der Romandie zu
SRF dürfte PR in eigener Sache im sich zuspitzenden Abstimmungskampf aber so oder so bitter nötig haben – genau gleich, wie mehr und mehr auch der Sender RTS, das SRF der Romandie: Laut einem Bericht der «NZZ» steigt die Nervosität auch ennet des Röschtigrabens, weil No Billag immer mehr Zuspruch erhält.
Nach der SVP gaben kürzlich auch die Jungfreisinnigen bekannt, Ja zu No Billag stimmen zu wollen. Besonders junge, bürgerliche Romands würden gegen die - wie die «NZZ» schreibt - «Zwangsgebühr» aufmucken, dazu immer mehr Millennials, die sich ihr Unterhaltungsprogramm über Streamingdienste individuell zusammenstellen und nicht einsehen würden, pauschal bezahlen zu müssen.