Mitarbeiter sollen bis zu 450 Fr an Pro-SRG-Verein zahlen
Wegen No Billag - Spendendruck bei SRF

Für die Gegner der No-Billag-Initiative zählt momentan jeder Rappen. Für die Kampagne spenden auch Mitarbeiter des Schweizer Fernsehens fleissig Geld. Allerdings nicht immer ganz freiwillig.
Publiziert: 24.11.2017 um 12:21 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:08 Uhr
1/7
Diego Yanez, Vorstandsmitglied des Vereins «Nein zum Sendeschluss», ist dankbar um jeden Rappen aus dem Leutschenbach.
Foto: redaktionsarchiv
Tom Wyss

Gegen No Billag regt sich immer mehr Widerstand: Kürzlich lancierte der Verein Musikschaffende Schweiz eine Aktion auf Facebook, mit der sich auch «Tatort»-Kommissarin Delia Mayer (50) oder Schlagersänger Leonard (53) solidarisieren. Und auch der Verein «Nein zum Sendeschluss» um Schriftsteller Pedro Lenz (52) und Ex-SRF-Mann und MAZ-Leiter Diego Yanez (59) bekämpft die radikale No-Billag-Initiative – und kann jeden Rappen brauchen. 

Angehalten, einen Billag-Jahresbetrag zu spenden

Wie BLICK aus sicherer Quelle weiss, gibt es beim Sender Redaktionsleiter, die ihre Mitarbeiter anhalten, gegen No Billag Geld zu geben. «Ich weiss von einem Fall im Ressort Kultur, wo Mitarbeitende angehalten wurden, einen Beitrag in der Höhe eines Billag-Jahresbeitrags zu spenden», sagt ein Insider. Dieser Jahresbeitrag beträgt momentan noch 451 Franken.

Laut einem Bericht des «Tages-Anzeigers» ist Ähnliches auch beim SRG-Tochterunternehmen TPC geschehen, die für die Produktion der Inhalte zuständig ist. Dort habe ein Kadermitglied seine Teammitglieder per Mail aufgerufen, für den Verein «Nein zum Sendeschluss» zu spenden. Und habe angefügt: «Ich werde es auf jeden Fall tun und einen dreistelligen Betrag einlegen.»

«Druck auszuüben, ist der falsche Weg»

«Nein zum Sendeschluss»-Vorstand Diego Yanez bestätigt, dass unter den Spendern viele SRF-Mitarbeiter sind. Er begrüsse, dass auch sie einzahlen. «Sie dürfen mit ihrem Geld ja machen, was sie wollen, und so viel spenden wie sie wollen», findet er. Eine Spende betrage im Schnitt 200 Franken. Auch er selber ermuntere alle im SRF, zu spenden, so der einstige Chefredaktor TV. «Ich finde es auch gut, dass etwa Redaktionsleiter ihre Mitarbeiter motivieren. Druck auszuüben, ist aber der falsche Weg.»

Die Finanzierung gestalte sich aber schwierig, es gehe nur langsam vorwärts, fügt Yanez an. «Vor zwei Wochen waren wir bei 150'000 Franken.» Er ist trotz kräftiger Unterstützung von SRF-Leuten skeptisch, dass sein Verein das gesetzte Spendenziel erreicht. «Ich glaube nicht, dass wir die angestrebten zwei Millionen schaffen. Und dann müssten wir die geplante Kampagne entsprechend redimensionieren.» Zum Vergleich: Die No-Billag-Initianten sind laut ihrer Website erst bei rund 67'300 Franken Spendengeldern.

Und was sagt das SRF zum Thema Spendenzwang? Sprecherin Andrea Wenger meint auf BLICK-Anfrage bloss: «Jeder Mitarbeiter darf sich als Privatperson für politische Kampagnen engagieren.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?