«Den Schweizern ist nicht klar, wer schlussendlich für den Gspass bezahlt», wettert René Schweizer (48) über das klare Ja zum Vaterschaftsurlaub. Nun würden die Linken erst recht übermütig. In seinem Betrieb, der Voland Bäckerei im Zürcher Oberland, standen frischgebackene Väter bisher drei Tage nach der Geburt wieder in der Backstube.
Dass die Stimmbürger ihm nun den Vaterschaftsurlaub aufdrücken, passt dem Bäckermeister nicht in den Kram. Zwar wird sein Betrieb wegen der zusätzlichen Kosten, welche die Vorlage mit sich bringt, nicht schliessen müssen – die Gipfeli müsse er aber «um zehn Rappen teurer machen».
Normale Bürger abgezockt
Schweizer erklärt, wer jetzt also für die Papi-Ferien aufkommen muss. «Die zusätzlichen Kosten der Betriebe werden zum einen vom Lohn abgezogen und zum anderen müssen nun Preise erhöht werden», sagt er. Deshalb werde dem normalen Bürger einmal mehr das Geld aus dem Sack gezogen. «Die Schweiz ist attraktiv – sonst würden nicht so viele Deutsche hierherkommen. Wieso muss man uns nun immer wieder neue Vorgaben aufzwingen?» Mit ein Grund, weshalb Schweizer gerne eines Tages für die SVP ins Bundeshaus einziehen möchte.
Dieser Argumentation kann Renzo Schweri (41), Chef des Online-Weinhändlers Flaschenpost, nicht viel abgewinnen. Er hat in seinem Betrieb bereits einen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub eingeführt und unterstützte das Ja-Komitee mit Herzblut. «Bei 50 Mitarbeitern sind das nicht einmal 1000 Franken, die jährlich anfallen.» Die Kosten werden durch die Motivation der Mitarbeitenden wettgemacht. Das beweist Schweri gleich mit Mitarbeiter Flavio Balett (36). «Ich konnte meine Frau entlasten und der Vaterschaftsurlaub hat mir eine Motivationsspritze verpasst», sagt Balett.
«Sie haben nicht zu Ende gedacht»
Wieso Unternehmer wie Weinhändler Schweri den staatlichen Vaterschaftsurlaub unterstützen, ist für Bäckermeister Schweizer nicht nachvollziehbar: «Sie haben nicht ganz zu Ende gedacht. Lieber hätten sie den Vaterschaftsurlaub als Betriebsvorteil anpreisen sollen.» So hätte man kompetente Arbeitnehmer an Bord holen können.
Ganz anders sieht es Schweri: «Als Firma leisten wir so einen kleinen Beitrag in Richtung Gleichstellung. Und setzen einen Akzent zur Familienförderung.» Für einen modernen Vater sei es völlig selbstverständlich, nach der Geburt bei der Betreuung eines Kindes involviert zu sein.
«Was will der Vater die ersten zwei Wochen zu Hause?»
Auch Schweizer findet, dass es ökonomisch wichtig ist, die Familie zu fördern. Doch bei der Rolle des Vaters scheiden sich die Geister. «Was will der Vater die ersten zwei Wochen zu Hause? Ich glaube, dass da der frischgebackene Papi wenig helfen kann», findet Schweizer. Wenigstens könne man diese zwei Wochen nun in den ersten sechs Monaten einziehen, so hat es der Bundesrat entschieden. «Ich frage mich nun: Ist das Kind zu wenig wichtig, dass der stolze Papi nicht zwei Wochen Ferien nehmen will?»
Laut Balett, Schweris Mitarbeiter, sei der Vaterschaftsurlaub ganz und gar nicht mit Ferien zu vergleichen. Während den vier Wochen sei er im Haushalt mehr als genug beschäftigt gewesen. Der zweifache Vater Renzo Schweri ergänzt: «Es gibt keinen schöneren Moment, als wenn dein Kind zur Welt kommt. Die Vorstellung, als Vater nach der Geburt nur einen Tag beim Kind sein zu können, ist schrecklich.»
Noch vor dem Abstimmungssonntag gaben Aktivisten bekannt, dass sie ab nächstem Sommer Unterschriften für eine Elternzeit sammeln möchten. Dabei verlangen sie insgesamt 32 Wochen Ferien für Mamis und Papis. Beide sollten neu 16 Wochen erhalten. Das hiesse, dass der bestehende Mutterschaftsurlaub von 14 Wochen um zwei und der neu zweiwöchige Vaterschaftsurlaub gleich um 14 Wochen verlängert würde. Dies solle ein weiterer Schritt in Richtung Gleichstellung sein.
Die Initiative wurde von der IG Elternzeit lanciert. Dahinter stecken die Demokratie-Aktivisten Daniel Graf und Che Wagner. Bekanntheit erlangten sie als ehemalige Inhaber der Unterschriften-Sammelplattform We Collect. Bisher stehen sie aber noch alleine da. Die SP wollte sich vor dem Abstimmungssonntag nicht zu den Plänen von IG Elternzeit äussern.
Noch vor dem Abstimmungssonntag gaben Aktivisten bekannt, dass sie ab nächstem Sommer Unterschriften für eine Elternzeit sammeln möchten. Dabei verlangen sie insgesamt 32 Wochen Ferien für Mamis und Papis. Beide sollten neu 16 Wochen erhalten. Das hiesse, dass der bestehende Mutterschaftsurlaub von 14 Wochen um zwei und der neu zweiwöchige Vaterschaftsurlaub gleich um 14 Wochen verlängert würde. Dies solle ein weiterer Schritt in Richtung Gleichstellung sein.
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